Deutsches Creepypasta Wiki
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Und über allem weht der Wind so kalt

Er ist ein kaltes Lachen, ein Hohn an mein Leid. Es ist drei Tage her, seit die Pest mir alles nahm. Grislinds Leiche hat zu faulen begonnen und das Haus verseucht. Heute Morgen ist ihr Körper dann endlich explodiert.

Das ganze Zimmer war voller Schleim und verrottendem Fleisch. Ihr Kopf liegt irgendwo im Flur.

Seit dem wandele ich durch die Straßen des Dorfes.

Überall liegen Leichen. Überall sterben Menschen.

Das Dorf ist dem Untergang geweiht. Ich taumele durch den blutigen Schnee. Ich weiß dass ich nicht sterben kann. Ich habe es versucht. In den letzten drei Tagen, viermal. Zuletzt habe ich eine Stunde am Dachbalken gehangen bis der Strick endlich riss. Und ich habe einfach weitergelebt.

Ich habe meinen Leib ausgeblutet, doch ich bin einfach wieder aufgestanden. Die Wunden haben sich wieder geschlossen.

Die Soldaten wagen sich seit ein paar Tagen nicht mehr ins Dorf. Sie haben eine Meile vom Dorf entfernt eine Grube ausgehoben und verbrennen dort die Leichen, die sie noch aus der Stadt holen konnten, bevor zwei von ihnen ebenfalls an der Pest starben. Der Gestank von verbranntem Fleisch erfüllt die Nacht.

Hunger.

Er brennt in mir. Seit Tagen gibt es nichts mehr zu essen. Ich habe die Maden probiert, die aus meinem Körper fallen. Nicht sehr nahrhaft. Etwas regt sich in mir. Nicht das erste mal. Ich betaste mein Gesicht. Die Metastasen sind aufgeplatzt und Schleim läuft mir über das Gesicht.Gierig schaufele ich ihn mir in den Mund. Ich kann mich nicht länger beherrschen.

Ich nehme eine der Leichen vom Wegrand und grabe mich tief in ihren Unterleib. Fauliges Wundwasser füllt meinem Mund, ich beiße mich weiter durch das faulige Fleisch. Die Eingeweide hängen mir aus dem Mund, ich spucke sie auf den Boden und begebe mich an die Knochen. Sie kratzen mir über die Lippen, als ich sie durchbeiße und das Mark raus sauge. Ich schreie meinen Wahn raus. In Rage zerschmettere ich den Schädel der Leiche und stolpere die Straße weiter hinuter. Lasst mich sterben. flehe ich in Gedanken zu niemandem. Lasst mich verenden.

Ich schlage die Augen auf. Ich habe nicht geschlafen, doch ich war auch nicht wach. Meine Wachträume sind von Maden erfüllt, von Gestank und wandelnden Leichen.

Zitternd erhebe ich mich. Das Dorf liegt still da. Niemand lebt mehr, niemand atmet. Der Tod hat sie zu sich geholt.

Ich taumele durch den Schnee, habe kaum noch die Kraft mich aufrecht zu halten. Ich habe nur einen Wunsch, ein Ziel: Die Pestgruben am Rand des Dorfes.

Es dauert, bis ich den Waldrand erreiche. Die restlichen Soldaten sind damit beschäftig, die Leichen mit Stangen auseinander zu ziehen und in die Gruben zu werfen. In ihnen brennen riesige Feuer.

Ich atme den Geruch der verkohlten Leichen ein. Dann schleppe ich mich weiter auf die Grube zu. Die Soldaten bemerken mich.

Ein Bolzen schlägt in meine Stirn ein, doch ich gehe unbeheligt weiter. Ich muss in die Flammen.

Ein Axthieb trennt mir das Bein ab. Ich krieche nun. Nur noch ein Stückchen.

Dann habe ich die Grube erreicht und lasse mich kopfüber hinein fallen. Die Flammen empfangen mich und schon spüre ich, wie mein Körper verbrennt. Ich grabe mich tiefer in die verbrennenden Leichen. In den Kern der Grube. Mir bleibt die Luft weg und alles wird schwarz. Ich habe es geschafft.

Auferstehung

Ich kann hören. Ich kann riechen. Ich kann fühlen.

Ich schlage die Augen auf. Ich kann sehen. Die Feuer brennen immer noch und ich bin mittendrin.

Doch mein Fleisch brennt nicht. Die Flammen verschonen mich.

Langsam arbeite ich mich aus dem Leichenhaufen nach oben. Und jeder Körper den ich berühre, erhebt sich. Fängt an zu zucken, fängt an zu beben und schließlich folgt er mir. Wir haben den Rand der Grube erreicht. Mit aller Kraft ziehe ich mich hoch und richte mich auf.

Die Soldaten schreien. Sie eröffnen das Feuer auf uns, doch die Pfeile zeigen keine Wirkung. Zwar stecken sie in unseren Körpern, doch wir leben weiter.

Sind wir überhaupt am Leben? Es ist mir egal, ich habe nur einen Wunsch, ein Ziel. Der Pestbote zu sein.

Die Soldaten sind keine Hürde. Ihre zerrissenen Leiber säumen die Gruben. Sie werden nicht weiterleben. Sie sind die Boten unseres Untergangs. Ich persönlich habe den Pestdoktor zerfleischt.

Seine Knochen brachen wie Äste. Und sein Blut färbte den Schnee dunkelrot. Ich atme die Nachtluft ein. Die anderen Gruben haben sich geleert.

Das ganze Dorf steht hinter mir. Meine Mutter, meine Brüder, meine Schwester, meine Nachabrn, meine Freunde, meine Feinde. Alle. Sie alle folgen mir. Ich führe sie, ich führe sie in die fremden Landen, um die Pest zu verbreiten. Das Fleischheer steht bereit.

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