Deutsches Creepypasta Wiki
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Der Held deiner Geschichte heißt schon wieder Jeff oder Jane?
Du wählst immer den Ich-Erzähler, weil dir einfach kein Name einfallen will?
Dann bist du hier richtig!
Ich nehme dich heute mit auf einen Ausflug in die freie Wildbahn der Namensgebung.

„Aber warum ist der Name denn so wichtig? Ist doch egal, wenn ich den fünftausendsten Jeff in die Welt setze.“

Der Name des Protagonisten ist wichtiger als es auf den ersten Blick erscheint.
Namen haben eine Bedeutung, ich bin sicher, dass fast jeder von euch schon einmal gegoogelt hat, was denn sein Name bedeutet, wenn er es nicht schon von seinen Eltern erfahren hat.
Es gibt allgemein die Theorie, dass die Menschen sich gemäß der Bedeutung ihres Namens verhalten, bzw. bestimmte Charakterzüge entwickeln. Die Gesellschaft verbindet dementsprechend automatisch ein gewisses Verhalten mit bestimmten Namen.
Ein Beispiel:
Bei einem „Felix“ würden sich die Meisten sicher einen friedlichen, unauffälligen Zeitgenossen vorstellen. Das ist wenig überraschend, da Felix so viel wie „der Glückliche“ bedeutet.
Aber wenn man von einer „Alexandra“ hört, denkt sicher die Mehrheit an eine extrovertierte Persönlichkeit. Auch das ist nicht verwunderlich, denn der Name lässt sich aus dem griechischen in etwa mit „die Verteidigerin“ übersetzen.

„Ist ja voll toll, aber wozu brauch ich das nun?“

Als Schriftsteller können wir uns die Erwartungshaltung der Allgemeinheit prima zunutze machen, indem wir unseren Figuren einen Namen geben, der seinem Charakter entspricht.
Das ist keine leere Theorie, es funktioniert tatsächlich. Wie stark diese Erwartungshaltung ist, sehen wir schließlich am sogenannten „Kevin“- Phänomen.

Aber zurück zum Thema. Die Erwartungshaltung der Gesellschaft ist nicht immer eindeutig. Ich verdeutliche es euch an einem Beispiel:

Wer würde sich einen Conrad als Pausenclown vorstellen? Wohl doch nur eine Minderheit, denn die Meisten haben sicher einen bebrillten Jungen in Gedanken, der entweder sehr introvertiert ist oder ein richtiger Klugscheißer. Der Name Conrad bedeutet passenderweise „guter Ratgeber“.
Für einen „Justus“ würde die Mehrheit von euch das sicher ebenfalls erwarten und das nicht nur, weil sie Fans der drei Fragezeichen sind, denn Justus bedeutet „der Gerechte“.
Anders sieht es vermutlich mit einem „Justin“ aus, obwohl beide Namen die selbe Bedeutung teilen.
Der Unterschied begründet sich im lateinischen Ursprung von Justus, die uns ganz automatisch gebildet erscheint.

„Aber ich kann doch die ganzen Bedeutungen nicht auswendig!“

Das kann ich auch nicht. Ich google genauso nach der Bedeutung für die Namen meiner Protagonisten, wie ihr. Ein wenig Recherche gehört zum Schreiben einfach dazu. Tut mir leid, hier gibt es leider keine Abkürzung.
Ihr werdet aber sicher schnell ein Gespür für die gängigen Namen entwickeln, wenn ihr euch die Zeit nehmt.
Kommen wir nun zum Nachnamen.
Schließlich ist der Vorname nur die halbe Miete.

„Was, ich muss auch noch einen Nachnamen erfinden? Och neee…“

Keine Panik! Einen Nachnamen zu erfinden ist kinderleicht. Man kann ihn quasi auf Bestellung anfertigen. Das geht so:
Zunächst muss man sich bewusst machen, dass die meisten deutschen Nachnamen aus einer der folgenden Kategorien stammen:
Landschaftliches, wie Bach, Wald, Berg, Forst, See, Teich, Garten, Heide, Tal, Weg
(alte) Berufe, wie Müller, Schuster, Jäger, Meier, Bauer, Fassbinder, Fischer, Schmi(e)d
gesellschaftlicher Status oder Ämter, wie Vogt, Hofmann, König, Mann, Löhner, Herzog
Tierisches: Eber, Wolf, Fisch, Hase, Hirsch, Reh
Pflanzliches und Geologisches: Rose, Baum, Holz, Stein, Brocken, Fels
(alte) Arbeitsgeräte, wie Pflug, Schlegel, Rute
kombiniert man nun Adjektive aus der folgenden Liste dazu:
roth, rath, brink, bruck, klein, hell, lang, schnell, hart
dann erhält man beispielsweise die Namen: Brinkmann, Hirschrath, Bruckmeier, Kleinschmid, Hellweg, Hartmann
Man kann auch einfach die Endungen der Begriffe verändern zu: e, er, ere, ener, eger, egener, lein.
So erhalten wir unter anderem die Namen: Berger, Fischlein, Wegener.
Natürlich darf man auch die Kategorien untereinander kombinieren zu: Hasenschuster, Jägersmann, Holzbauer.

Vielleicht ist euch einer der gebastelten Namen bekannt vorgekommen? Das kann gut sein, denn obwohl wir hier am „Reißbrett“ die Namen zusammenkleben, existieren sie teilweise eigenen Bedeutungen und Entstehungsgeschichten.

„Aber die Namen klingen immer noch irgendwie komisch.“

Nicht so ungeduldig! Nachnamen kommen erst in Verbindung mit dem Vornamen so richtig zur Geltung.
Was würdet ihr zu einer Lehrerin sagen, die Hildegard Heidenroth heißt? Würde man bei dieser Dame gerne einen Test schreiben?
Was sagt ihr dann zu einem Nachbarn mit dem Namen Simon Rehlein?
Würdet ihr lieber Zeit mit einer Stella Vogt oder einer Sina Gruber verbringen?
Ich wage mal die Vermutung, dass die Mehrheit sich bei diesen Fragen einig ist, weil auch ihr bereits unbewusst von eurer Erwartungshaltung gelenkt werdet.

Macht euch dies zunutze, wenn ihr schreibt!

Ich hoffe, dass mein kleiner Exkurs eure Fantasie etwas angeregt hat, sodass es euch in Zukunft leichter fällt, euren Figuren Namen zu geben.
Wer sich auf das Thema einlässt wird feststellen, dass dies nur die oberste Spitze des Eisberges ist. Es gibt noch unglaublich viel mehr zu entdecken.
Wenn ihr noch am Anfang steht und es euch insgesamt noch schwer fällt, die Figuren in eurer Geschichte lebendig zu gestalten, kann ein Name schon viel dazu beitragen.
Ein gut gewählter Name ist sogar in der Lage Charakterlücken zu füllen, das erledigt der Leser dann unbewusst durch seine eigene Erwartungshaltung.
LG Vanum

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