Jetzt ist alles anderes, nicht grundlegend, doch der schleichende Wandel hat bereits eingesetzt und lässt sich nicht mehr aufhalten.
Stabile Verhältnisse schaffen, Bekanntes bewahren, nun nicht mehr möglich, nicht mehr nötig, unter diesen Umständen warscheinlich nicht mehr sinnvoll.
Die Alteration trifft zuerst die Jüngsten, zu bemerken an den Neugeboren der 2020er.
Sie sind deutlich schwächer als die Jahrgänge zuvor, ihre Haut weisst diese violetten Nuancen auf, dieses Spinnennetz aus superficialen Kapillaren, dass ihren Körper umschließt wie ein dünnes Gespinst. Ärzte stehen ratlos vor den seltsam gefärbten Körpern in den Brutkästen.
16 Wochen, manchmal 20, Schwangerschaftszeiten verkürzen sich rapide, doch Neugeborene tragen bereits volles Haupthaar, keines wird gestillt, die voll entwickelten, messerscharfen Zähnchen machen das Natürliche für die Mutter zur Qual.
Die Foren des Internet 2.0 sind voll von besorgten Eltern die Erklärungen suchen, Esoteriker, Okkultisten und Verschwörungstheoretiker bieten Erklärungen im Sinne ihrer Weltsicht. Chemtrails, Fluor, durch Fracking freigesetzte Gase aus den Tiefen der Erdkruste; keine davon greift.
Anhaltspunkte scheint lediglich eine handschriftliche Notiz des KZ – Arztes Mengele zu bieten.
Schwangere Opfer der NS-Tötungsmaschinerie trugen in manchen Fällen noch lebende Föten in sich, welche, nachdem man sie aus den toten Körpern ihrer Mütter geschnitten hatte, eine beschleunigte Entwicklung vollzogen und rasch ein Geflecht oberflächlicher Gefäße ausbildeten, dass eine violette Färbung der Säuglinge nach sich zog.
Alle Kinder starben in den Folgejahren bei weiteren Experimenten der deutschen Wissenschaftler.
Wie lässt sich beides in Einklang bringen? Keine der jetzigen Mütter musste die Qualen der Gaskammern durchleben oder hatte Kontakt zu Zyklon B.
Während die Forschung versucht die fehlenden Puzzleteile zu finden, machen die mit der Pflege betrauten Schwestern eine kuriose Beobachtung, so schienen die Säuglinge beinahe keinen Sauerstoff zur Atmung zu gebrauchen.
In einer Frühchen-Station in Donzek, Ukraine fiel für mehrere Stunden die Sauerstoffversorgung aus und man befürchtetet das schlimmste als man die Brutkästen inspizierte aber entgegen der Annahme der Ärzte war keines der Kinder verstorben, ja sie schienen gewachsen, ihre Haut leuchtete vor kleinen Adern die das Blut knapp unter der Haut um das Kind strömen ließen.
Bei einer Messung des Blutsauerstoffs wiesen alle Objekte eine so niedrige Konzentration auf, die nach aktuellem Wissensstand nicht mit dem Leben vereinbar ist.
Es gibt anaerobe Lebensformen auf der Erde, tief an den Hängen unterseeischer Vulkane tummeln sich Organismen deren Organe Methan verstoffwechseln können, Fäulnisbakterien sind in der Lage gänzlich ohne O2 zu überleben und große Mengen an organischem Material zu zersetzen.
Sollte dies eine Laune der Natur sein? Eine Reaktion der Evolution auf angestiegene CO2 - Werte oder die hohe Luftverschmutzung?
Die Kinder reifen heran, die besorgten Eltern dürfen mit ihnen die Krankenhäuser verlassen, die Kinder schreien nie, denn sie atmen nicht.
Mit einem Jahr verkümmern die Lungen der Säuglinge, sie atmen über die Haut. Stumme violette Körper, immer auf der Suche nach einer dunklen Ecke im Haus, einer muffigen Kammer, einem seit langem nicht gelüfteten Kellerraum. Dort geben sich die Kinder ihrem Hunger hin, einem unstillbaren Hunger, besonders Fleisch scheint ihnen zu gefallen.
Eltern musste ihre Kinder davon abhalten große Stücke aus den Körpern ihrer Haustiere herauszubeißen, auch faules Fleisch scheint sie nicht abzustoßen.
Sie werden es sein, die übrig bleiben wenn alles vergeht. Sie werden sich an ihren toten Eltern satt essen, die verbrauchte Luft der postindustriellen Welt gibt ihnen Kraft.
Ihre Stummheit verhindert dass sie sich organisieren aber ihr Hunger wird sie vereinen.
Felder rottenden Fleisches werden ihr Garten Eden sein.
Be prepared.
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