Deutsches Creepypasta Wiki
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Mein Name ist Michael. Ich bin 23 Jahre alt und wohne alleine in meinem Apartment in Linz. Ich wuchs in einem kleinen Dorf in der Nähe von Krems auf, ehe ich zu studieren begann. Um genau zu sein, ich wuchs auf einem Bauernhof auf. Eine Menge Tiere, elender Gestank und Laute war ich gewohnt. Ich hatte schon immer das Pech, dass ich als jüngster Sohn das Zimmer direkt neben der Scheune bekam. Außerdem kratzte mein Hund Rudolph immer an der Tür. Ich gewöhnte mich daran. Nun, da ich alleine lebe, vermisse ich die Tiere schon etwas, dachte aber nicht daran mein Studium aufzugeben.

Ich studiere Maschinenbau. Es hat eigentlich nicht viel mit meiner Kindheit zu tun, und doch fasziniert mich dieses Fach. Ich habe eigentlich recht gute Noten. Ein, zwei Ausrutscher waren dabei, aber alles war positiv. Ich hatte eine andere Einstellung als mein bester Freund Nick. Er dachte immer nur daran, es auf eine Vier zu bringen. Mittlerweile reicht es nicht mehr. Er bricht schön langsam unter der Last des Drucks zusammen. Seinen Eltern schuldet er eine Menge Geld und seine Zukunft droht auseinanderzubrechen.

Deshalb habe ich ihm heute Abend auch geholfen. Wir bereiteten uns auf die morgige Prüfung vor und ja, ich trank auch ein Bier. Ich fuhr nach Hause und war richtig müde. Ich musste sogar einen Alkoholtest machen, doch dieses eine Bier trieb den Promillewert nicht über die Grenze. Ich war verwundert, als ich gut 300 Meter danach wieder angehalten wurde. Ein seltsamer Polizist. Total verschleiert. „Nicht nach Hause!“, murmelte er. Ich fragte ihn, ob er Papiere sehen möchte, aber er meinte nur, dass ich nicht nach Hause sollte. Ich fuhr weiter und kam schließlich an. Es war dunkel im Gang. Ich hing meine Jacke auf als ich einen Schatte vorbei huschen sah. Ich blieb stehen, konnte mich keinen Meter mehr bewegen.

Dieses Knurren. Ich ging langsam in mein Zimmer, wo mein Handy lag. Ich musste der Polizei Bescheid geben. Ich schaffte es. Doch das Knurren kam näher. Dieser widerwärtige Gestank drang mir in die Nase. Es stank nach verrottetem Fleisch. Ich musste mich fast übergeben, als ich das roch. Es begann an meiner Tür zu kratzen. Dann wurde mir einiges klar. Es klang genau wie damals. Deshalb hörte das Kratzen nicht auf, als mein Hund überfahren wurde. Ich werde seit Jahren von diesem Ding gejagt. Das Kratzen wurde lauter.

Ich rief die Polizei. „Guten Tag, was kann ich für sie tun?“. „Ich bin in der Mehlbacherstraße 7, mein Name ist Michael Gartner. Irgendwer oder Irgendwas steht vor der Tür und bedroht ich. Bitte schicken Sie jemanden.“ Der Mann am Hörer dachte kurz über meine Worte nach und fragte: „Wo sind Sie?“ „In meinem Zimmer, er ist schon in der Wohnung! Bitte kommen Sie!“, brüllte ich in den Hörer. Es schrie. Ein markerschütternder Schrei. Ich hatte so etwas noch nie zuvor gehört. „Keine Sorge. Haben Sie die Fenster geschlossen?“ Ich sah kurz nach und bestätigte ihm, dass alle Fenster verriegelt sind. „Gut, dann sind Sie in Sicherheit. Haben Sie ein Badezimmer in ihrer Wohnung?“ Ja, ich hatte eins. Er erklärte mir, dass ich hineingehen sollte.

Nun stehe ich im Bad. Der Mann am Telefon sagte schon lange nichts mehr. Doch auf einmal fing er wieder an zu reden: „Verschließen Sie nach Möglichkeit auch die Badezimmertür.“ Ich brachte keinen Ton mehr heraus. Verschließen Sie AUCH die Badezimmertür. Ich konnte mein Badezimmer nicht verschließen. Und ich vergaß, die Zimmertür zu verschließen. Vielleicht kommt es jeden Moment rein. Vielleicht wartet es darauf, dass ich mich der Tür nähere. Oder vielleicht registriert es bald, dass es jeder Zeit herein kann.


Es kann jederzeit herein. Was auch immer es ist. Ich knete heftig meine Finger, während dieses Ding vor meiner nicht verschlossenen Zimmertür steht. Wie es riecht. Ein Glück das ich im Moment neben meiner Toilette stehe. Ich bin schon seit fünf Minuten hier drinnen. Es will nicht abhauen. Und es will mir keiner helfen.

Und dann. Dann der Flashback. Ich erinnerte mich genau an da, was ich vor ein paar Tagen sah. Ich träumte, dass ich hier eingeschlossen bin. Ein großer Mann mit einem Hundekopf, zerlumpten Kleidern und großen Krallen stand vor der Tür und kam herein. Das letzte was ich wahrnehmen konnte war mein Wecker. 23:43. Ich nahm meine Armbanduhr. 23:39. Ein Zufall. Ich bekam Panik. Und ich schaute auf mein Handy. Es war noch immer der Mann vom Notruf dran. Aber er sprach nicht mehr. „Wann kommen Sie?“, fragte ich. Ich hörte schweres Atmen. Einige Sekunden lang nichts. Dann hörte ich eine rauchige Stimme sagen: „Du hättest nicht nach Hause gehen sollen, Junge."

Es war die Stimme dieses Mannes, dieses Polizisten. Er warnte mich kurz vor meinem Alptraum noch, nach Hause zu gehen. Oh Gott, ich habe meinen potentiellen Lebensretter ignoriert. Ich fing an zu weinen. Keiner wird mir helfen. 23:42. Noch eine Minute. Ich geriet in größte Panik. Sollte ich aus dem Fenster springen? Ist es schnell? In meinem Traum hatte es lange, muskuläre Füße. Verdammt, dachte ich. Ich drehe noch durch. Das hier ist kein Traum. Entschied mich, es zu öffnen. Dann krachte es. Meine Tür wurde aufgeschlagen.

Es kam. Es kam immer näher. Die Badezimmertür öffnete sich. Und ein Mann hielt mir eine Pistole vor den Kopf. Es war ein Polizist. „Bitte, bitte helfen Sie mir, es ist noch in der Wohnung!“, stammelte ich. Der Polizist forderte mich auf, mich zu beruhigen. Sein Kollege durchsuchte das Haus. 23:44. Es war geschafft. Es hat mich nicht gekriegt. Der Mann brachte mich an mein Bett und erklärte mir, ich solle mich erst einmal niedersetzten.

Ich atmete schnell und flach. Ich musste mich beruhigen. Alles war gut. Dann klingelte das Telefon des Bullen. „Ja, was gibt´s? Ein Mordopfer in der Zentrale?“ Ich schauderte, denn ich konnte das Geräusch zweimal hören. Es kam dumpf aus meinem Handy. Der Mann, mit dem ich gerade noch sprach, war tot.

Ich hörte weiter zu, und bekam nahezu jedes Detail mit. Er hatte Krallenkratzer an seinem ganzen Körper, herausgerissene, mit Säure übergossene Augen und eine große Bisswunde an seinem Hals, die ihm wohl den Rest gab. Ich war schockiert. Das war mit Abstand das Verstörendste, das ich je gehört habe. Ich hörte weiter mit. „Außerdem hat er eine Nachricht auf die Wand geschmiert: Ich weiß, dass du es hören kannst, denn bald bist auch du dran!“ Die Panik kam zurück. Ich wollte den Polizisten daran hindern, mein Haus zu verlassen und bot ihm deshalb ein Stück Kuchen an. Er lehnte erst dankend ab, ließ sich aber überreden.

Wir hatten es lustig, ja wirklich. Er erzählte mir über die seltsamsten Anrufe und Fälle. Er hatte wirklich schon komische Sachen erlebt. Wir kamen über vieles zu sprechen. Auf einmal ein Satz, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ: „Haben Sie schon die Zeit um eine Stunde zurück gestellt?“ Meine Uhr zeigte auf 0:32. Doch es war 23:32. Ich schluckte. Immer wieder dachte ich an die Uhrzeit. Ich konnte mich nicht mehr beruhigen. Noch 11 Minuten.


11 Minuten. Solange würde ich also noch leben. „Alle okay?“, fragte der Beamte neben mir. „Ich … ähm … nein, habe ich vergessen. Danke dass Sie mich drauf aufmerksam gemacht haben.“, erwiderte ich ihm. Er blickte irgendwie besorgt, dachte sich aber wahrscheinlich, dass das hier nur eine Reaktion auf meine Panik war.

Natürlich würde er mir nie und nimmer glauben, dass ich verfolgt werde, zumal ich keine Beweise habe. Ich würde eher in eine psychiatrische Klinik eingeliefert werden, würde ich ihm vom meinem Traum erzählen. Laut diesem würde ich in gut 9 Minuten sterben. Da war es wieder. Dieses erbärmliche Kratzen. Der Polizist wollte wissen, was genau diese Geräusche von sich gab. Ich konnte ihm keine logische Antwort geben.

Er meinte, er wolle nur kurz nachsehen. Ich riet ihm davon ab und konnte ihn nur dazu überreden, zumindest seine Waffe zu laden. Ich hörte Schüsse, dann nichts. Ich ging ins Wohnzimmer, nachsehen, was passiert ist. Dort lag er. Ein widerwertiges Stück Matsch. Er lag da, sich nicht mehr rührend. 2,50 hoch. Hundekopf, wie in meinem Traum. Aber es war tot.

Der Polizist sah mich geschockt an. Was war das? So deutete ich seinen Gesichtsausdruck. Was wollte dieses Vieh von mir? Der Polizist verständigte seine Kollegen. Sie sollen möglichst viele Einheiten schicken. Ich erklärte ihm alles, was ich wusste. Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte. Ich konnte es nicht fassen.

Eine Spezialeinheit wollte kommen. Ich musste bereits telefonisch einen Eid ablegen, dass ich keine Nachrichten verständige. Mir persönlich war es auch lieber so. Ich wollte nicht, dass die Menschen Angst vor diesem Ding haben müssen. Ich wollte auch nichts von den Geheimnissen anderer Menschen wissen. Wer weiß schon, was mein Nachbar für Viecher im Keller hat. Vielleicht Aliens? Mumien? Wahrscheinlich aber weder noch.

Der Polizist wollte nur kurz etwas an dem Tier überprüfen. Ein Schrei. Ich rannte zu ihm ins Wohnzimmer. Es war weg. Es lebte. Der Beamte sah im Garten nach. Ich sah auf die Uhr. 0:39. In Echtzeit. 23:39. Vier Minuten bleiben. Und als auch der Polizist nicht wieder kam, war es offiziell. Er war tot, ich bald genauso. Das letzte was ich tun konnte, war zurück in mein Zimmer zu gehen. Wieder im Zimmer. Tür diesmal verschlossen.

Wenn ich es mir so recht überlegte hätte ich die Tür schon lange austauschen sollen. Prima, dass ich jetzt drauf kam. Alt, modrig und stinkt nach Seetang. Warum um alles in der Welt bemerkte ich erst jetzt, dass meine Tür, nein, mein ganzes Zimmer wie eine alte Fischerhütte roch. Ich hätte mir ein billiges Ikea-Exemplar besorgen können. So ein 0.8.15 Ding.

Jetzt konnte dieses Ding die Tür mit einem Schlag in alle Einzelteile zerlegen. Ich war endgültig verloren. 23:42. Ich schreibe das hier nieder. In drei Minuten habe ich drei Seiten Papier beschrieben. Ich haue wie wild auf die Tasten. Ich will das nun zu Ende bringen. Außerdem rauche ich wieder. Warum auch nicht, sterben werde ich sowieso in den nächsten Sekunden. Warum dann nicht auf Nikotin? Warum nicht?

Jetzt muss ich lachen. Mein Wecker hatte sich automatisch umgestellt. 23:42. Und ausgerechnet jetzt sehe ich das Blaulicht, höre die Sirenen. Aber auch diese Kratzen. Lebe wohl Welt. Ich möchte mich bei allen entschuldigen, denen ich Leid zugefügt habe. Ich schaue noch einmal auf die Uhr. 23:42:55. Es bricht die Tür ein und steht nun vor mir. 23:43:00.

-veröffentlicht am 23. 3. von PE18

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