Deutsches Creepypasta Wiki
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Oberderdingen, Landkreis Karlsruhe, Baden-Württemberg.

Ich war gerade acht Jahre alt, als ich zum ersten Mal vom "Wächter" hörte. Die älteren Jugendlichen erzählten sich Geschichten von einer Kreatur, die nahe des Dorfes auf einem der Hügel im Wald leben sollte. Lange Zeit hatte ich Angst vor diesem Ort, bis ich viele Jahre später (zehn, um genau zu sein) mit zwei Freunden hinter das Geheimnis der Kreatur kommen wollte. Das Ergebnis war eine wahre Horrornacht:

Es ist nun mittlerweile wiederum neun Jahre her, als meine beiden Freunde und ich uns auf die Suche nach der Kreatur machten. Wie alle Jugendlichen in Oberderdingen war uns die Geschichte vom "Wächter" lange bekannt, im Grunde sind wir damit aufgewachsen. Doch wir wollten es genau wissen und haben uns eines Nachts auf den Weg zum Hagenrain gemacht; so lautet der Name des verfluchten Ortes.

Ankou1

Wir parkten das Auto an einer Grillhütte, die direkt am Rand des Waldes steht, und machten uns mit unseren Taschenlampen auf den Weg ins Innere der finsteren Bäume. Wir gingen zuerst auf einem ebenen Weg tiefer und tiefer in den Wald. Alles schien wie ein normaler Wald. Nach einer Weile fiel uns eine Lichtung auf, die rechts abzweigte und nur über einen kleinen, kaum erkennbaren Trampelpfad zu erreichen ist. Hier lag auch nirgends Müll oder sonstige Anzeichen, dass andere Menschen vor uns schon einmal hier waren. Dieser Weg wurde wohl nicht sehr oft begangen, wahrscheinlich weil er gut versteckt und kaum zu erkennen ist. Hier änderte sich auch das Gesamtbild der Umgebung. Umgestürzte Bäume überall, alle mit Moos überwuchert. Wir ließen unsere Taschenlampen umherschweifen, doch noch entdeckten wir nichts Ungewöhnliches. Nur ein dunkler Wald, zwar jetzt schon gruselig, aber nicht furchteinflößend. Auf einmal rief einer meiner Freunde nach uns. Er hatte etwas entdeckt.

Der Schein seiner Lampe fiel auf eine Figur, die in eine Felswand gehauen worden war, schon vor Hunderten von Jahren (siehe Bild). Wir wussten nicht, was das zu bedeuten hatte, aber langsam kroch die Angst in uns hoch. Plötzlich hörten wir ein Kreischen von oberhalb der Felswand, weder menschlich noch von irgendeinem Tier. Es klang wie aus einem Horrorfilm, wie eine Mischung aus einem Greifvogel und einer panischen Frau (blöder Vergleich, aber es ist wirklich unglaublich schwer zu beschreiben). Wir blickten nach oben, doch wir sahen nichts. Ich schrie die beiden an, sie sollten die Beine in die Hand nehmen und so schnell wie möglich zum Auto rennen. Wir rannten sofort los, sprangen über Bäume und rissen unsere Klamotten an Dornen und Ästen auf. Keiner von uns blickte zurück. Während wir in Todesangst durch den Wald hechteten, rief mein Freund, dass er neben uns etwas im Gebüsch rennen sähe. Tatsächlich klang es, als würde etwas neben uns her rennen. Ein furchtbares Knurren und dann wieder dieser Schrei. Wir sahen schon das Ende des Weges und wussten, dass dort das Auto steht. In Sicherheit. Als wir den Wald hinter uns gelassen hatten, wagte ich es und drehte mich um. Auch die anderen beiden blickten zurück.

Und was wir dann sahen, ließ uns das Blut in den Adern gefrieren: Eine menschenähnliche Kreatur hockte auf allen Vieren am Waldrand und starrte uns an. Sie war sehr groß und schlank, fast mager. Ihre schwarzgraue Haut sah schuppig oder ledrig aus, jedenfalls vollkommen unbehaart. Sie hatte einen Arm erhoben und ich konnte ihre Klauen erkennen. Ihre Finger waren unglaublich lang, ich hatte das Gefühl, dass sie vier Fingerglieder hatte (statt drei wie bei normalen Menschen) und sie hatte Krallen. Doch das Schlimmste, was mich nächtelang verfolgte, waren ihre Augen. Die Kreatur hatte riesige Augen, wie die einer riesigen Eule, und sie reflektierten rot im Schein unserer Taschenlampen!

Endlich drehten wir uns um und rannten zum Auto, ich startete sofort und wir rasten wie irre zurück ins Dorf. Lange erzählten wir niemandem davon und gingen auch nicht mehr dort hin zurück.

Nun bin ich mittlerweile 27 Jahre alt und habe die Kreatur schon öfter gesichtet. Und viele andere auch, die mit mir oder auf eigene Faust nach ihr suchten. Ich habe mich auch über den Ort informiert, es handelt sich hierbei wohl um einen sogenannten Cairn, ein altgermanisches Hügelgrab. Und zu diesen Cairn gehört der Legende nach ein Ankou, ein Grabwächter, in der Gestalt eines Skelettes (das kommt der abgemagerten Kreatur auch ziemlich nahe). Handelt es sich bei diesem Wesen vielleicht tatsächlich um einen jahrhundertealten Geist? Das erklärte dann auch, warum sich die Legende vom Wächter schon so lange hält. Wie gesagt, ich habe vor 19 Jahren zum ersten Mal davon gehört, doch die Geschichte ist wesentlich älter. Schon in uralten mittelalterlichen Berichten aus der Dorfchronik wird von Waldarbeitern berichtet, die in diesem Gebiet auf mysteriöse Weise verschwanden, und von Mönchen aus dem hiesigen Kloster, die dem Teufel persönlich dort gegenüberstanden.

Ihr dürft euch gerne selbst ein Bild davon machen, ich gehe immer wieder mit Freunden dorthin, um hinter das Geheimnis dieses Ortes und der Kreatur zu kommen. Es gibt nur eine Regel: Gehe NIEMALS allein dorthin! Denn alle, die in Hunderten von Jahren dort verschwanden, waren immer allein unterwegs.

Ich hoffe, es gelingt mir noch ein Foto von dem Wesen zu machen, um seine Existenz zu beweisen. Ich jage es förmlich...

... Oder jagt es mich?

Anmerkung: Das Bild der Felszeichnung wurde von mir persönlich am Ort des Geschehens aufgenommen. Es stammt nicht aus besagter Nacht, aber es befindet sich an besagtem Ort.

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