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German-_Adventskalender_Türchen_5

German- Adventskalender Türchen 5

Langsam sank die kleine runde Kapsel in die Tiefe. Die erdrückenden Wassermassen pressten von allen Seiten gegen die Metallplatten und Nieten. Knarrend und knarzend verformte sich die Hülle leicht, doch sie blieb noch immer in ihrer Position. Einige letzte Sonnenstrahlen färbten das U-Boot in einen silbrigen Glanz, der mit jedem Zentimeter schwächer wurde und schlussendlich verschwand.

Bald überschritt das Gefährt die kritische Zone der 4000 Meter. Ohne die installierten Scheinwerfer wäre es bei weitem zu dunkel gewesen, um irgendetwas zu erkennen. Das Knacken wurde immer stärker. Die Druckausgleichsaggregate arbeiteten auf Hochtouren. Und noch lange war das U-Boot nicht an seinem Bestimmungsort angelangt.

5000 Meter. Der dumpfe Klang des Wassers versetzte die Besatzung in andächtiges Schweigen. Ein dunkles und dröhnendes Geräusch, das von Sekunde zu Sekunde stärker zu werden schien. Einige seltsame Fische schwammen in unmittelbarer Nähe zum Aussichtsfenster entlang. Die Personen nahmen sie zur Kenntnis, schenkten ihnen aber kaum Beachtung. Sie waren nicht ihretwegen dort unten.

6000 Meter. Wenn vorher noch nicht von Tiefsee gesprochen werden konnte, dann nun. Der Druck, der von oben auf das U-Boot hämmerte wurde schmerzhaft und jeder der Anwesenden konnte spüren, dass das Atmen immer schwerer fiel. Wie die Augen begannen, zu schmerzen und wie jede Bewegung eine Anstrengung wurde. Doch unbeirrt ging es immer weiter in die Dunkelheit hinab.

7000 Meter. Das Dröhnen auf den Ohren wurde unerträglich. Die Nieten knarzten immer lauter und das Metall der Außenverkleidung begann, sich bedrohlich zu verformen. Das kuppelförmige Aussichtsfenster schien in seiner Verankerung zu wackeln und wirkte, als könne es jeden Augenblick bersten. Und noch immer stand ein Umkehren nicht zur Debatte. Dieses U-Boot würde sein Ziel erreichen.

8000 Meter. Im Licht der Scheinwerfer erschien eine steile Felswand. Karg und leblos wuchs sie viele Meter unter ihnen empor um weit über ihnen abzuflachen. Sie waren nah an der Ostflanke des Grabens. Sie würden genau an der angegebenen Stelle ankommen. Der Motor stotterte. Anscheinend setzte auch ihm diese große Tiefe zu. Selbst wenn nun jemand ein Wort gesagt hätte, so hätte niemand es gehört. Das Dröhnen war zu laut und der Druck auf den Ohren zu stark.

9000 Meter. Es wurde immer offensichtlicher, dass dieses U-Boot nicht stabil genug war, dieser Tiefe zu widerstehen. Der Druckausgleich kam an seine Höchstgrenzen und mehrere Nieten und Schrauben lösten sich knallend. An den Stellen, wo die Stahlplatten nicht mehr zusammengehalten wurden, brach das Material und Schicht für Schicht wurden Teile aus dem Gefährt heraus gebrochen. An Bord beobachtete jeder mit schreckgeweiteten Augen, wie die Kapsel nach und nach auseinander gerissen wurde. Es war nur noch eine Frage der Zeit.

10.000 Meter. Nur noch etwas weniger als einen Kilometer vom tiefsten Punkt des Meeresbodens entfernt knackte das Glas der Sichtscheibe. Ein kleiner Riss, kaum sichtbar, doch deutlich am ansteigenden Innendruck spürbar breitete sich unaufhaltsam über die komplette Glaskuppel aus. Nun trat in kleinen Tropfen das eiskalte Meerwasser in die Kapsel ein. Die noch immer lebenden Insassen wussten sich nicht zu helfen. Es war klar, dass dies ihr nasses Grab werden würde.

Die Wassermassen schoben das U-Boot unerbittlich und grausam hinunter. Einer der Frontscheinwerfer zerbrach. Doch in seinem letzten Licht konnte man sehen, dass der Grund nur noch ein paar Dutzend Meter entfernt sein musste. Das Ziel konnte noch erreicht werden.

11.000 Meter. Ein dumpfes Krachen versetzte das Heck der Kapsel in Schwingungen. Der Motor gab endlich dem Tiefendruck nach und kollabierte, wobei er ein großes Stück des Metalls mit sich riss. Nun drang das Wasser von allen Seiten in das Innere ein und was vom U-Boot noch übrig war, wurde immer enger und unförmiger zusammengepresst.

11.034 Meter. Das U-Boot erreichte den Grund des Grabens. Nur den Bruchteil einer Sekunde später gab die Frontscheibe endlich nach und das Wasser schoss hinein. Das Knarren verstummte, das Licht erlosch. Der Rest des Schiffes wurde zu einem unidentifizierbaren Klumpen Materie zerquetscht. Den Insassen konnte dies egal sein – sie hatten ihr Ende längst durch den unerträglichen Druck gefunden.

Wirklich eine effiziente Art, sich seiner ungewollten Gäste zu entledigen.

Keine Spuren, keine Schreie.

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