Deutsches Creepypasta Wiki
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KLACKKK - SCHLAGGG... KLACKKK - SCHLAGGG... KLACKKK - SCHLAGGG... KLACKKK - SCHLAGGG...


Puma-blackout-ping-pong-table-xl

Seit über 20 Minuten vernehmen meine Ohren nun schon den rythmischen Klang des umherfliegenden Tischtennisballs, der beinahe regelmäßig alle zwei Sekunden auf die Oberfläche des schwarzen Tisches aufschlägt und ein verhältnismäßig lautes TOCKKKK im Raum widerhallen lässt. Dieses Geräusch... simpel und eintönig - und doch so unheilvoll und furchterregend.

Mein Gegner trägt den gleichen angsterfüllten Ausdruck wie ich auf dem Gesicht, über welches dicke, salzige Schweißperlen laufen, die im grellen Licht der unnormal großen Deckenlampe glitzern. Inzwischen zittern er und ich vor jedem einzelnen Schlag, und ich kann mittlerweile nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob es durch die Angst ausgelöst wird oder ob es sich um erste Symptome der violetten Flüssigkeit handelt, die mit jedem meiner Herzschläge weiter durch meine Blutbahnen gepumpt wird.


KLACKKKK - SCHLAGGGG... KLACKKKK - SCHLAGGGG...


Während ich versuche, meinen von Adrenalin gefluteten Körper unter Kontrolle zu halten, sind meine weit aufgerissenen Augen starr auf den kleinen, weißen Ball fixiert, der mir jedes Mal aufs Neue Angst einjagt, wenn er mir entgegenkommt.

Wie viele Schläge? frage ich mich.

Welcher Schlag wird wessen Untergang besiegeln?

Fest steht nur, dass lediglich einer von uns diesen kleinen Raum verlassen wird.


KLACKKKK - SCHLAGGGG... KLACKKKK, SCHLAGGGG... KLACKKKK SCHLAGGG...


Es geschieht etwas. Etwas, das meinen Puls in bisher ungeahnte Höhen katapultiert. Er verändert den Rhythmus. Mein Gegner erhöht das zuvor noch eher gemächliche Tempo.


KLACKK, SCHLAGG, KLACKK, SCHLAGG, KLACKK, SCHLAGG....


Er will es beenden; er will, dass dieses groteske Duell seinen zerstörerischen Höhepunkt erreicht. Vermutlich handelt er aus einer Panikreaktion heraus. Ich nehme es an, weil ich spätestens in fünf Minuten genauso gehandelt hätte. Zwar war ich mir immer bewusst darüber, dass das Ende nahen würde, doch lässt meine grauenhafte Angst vor ihm nicht von mir ab. Im Gegenteil - sie wird stärker und beklemmender, genauso wie die Sorge den Ball nicht zu treffen, wenn er auf mich zu kommt.


KLACKK, SCHLAGG, KLACKK SCHLAGG KLACKK SCHLAGG...



Tischtennis, oder ganz einfach Ping Pong, wie ich und Momma es damals genannt haben; unglaublich, dass es mir zu Anfang sogar noch Spaß machte, obwohl sie es mir regelrecht aufgezwungen hatte. Momma selbst war jahrelang eine professionelle Tischtennisspielerin und gehörte bei internationalen Meisterschaften stets zu den Favoriten, bis die multiple Sklerose ihrer Karriere im Jahre 2007 ein frühzeitiges Ende bereitete.


KLACKK SCHLAGG KLACKK SCHLAGG KLACKKSCHLAGKLACKKSCHLAGG...


Erst dann begann sie ihren Ehrgeiz ins Unermessliche zu steigern und ihn zu meinem Unglück auf mich zu projizieren. Sie machte kein Geheimnis daraus, dass sie von mir verlangte, der Beste der Besten zu werden und ihren Titel zu verteidigen, wodurch sie eine scheußliche Familientradition ins Leben rief, die ich anfangs widerstandslos weiterführte - allerdings mit einer stetig gedeihenden Abneigung gegen diesen einst so spaßigen Freizeitsport.


KLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGG...



Immer schneller, immer schneller.


KLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGG...



Warum zur Hölle bin ich hier?


KLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGG...



Wann hört dieser Wahnsinn endlich auf?


KLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGG...



Erlöst mich doch endlich von dieser Misere!


KLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGG...


Der Zwang, dieses verfluchte Spiel zu spielen, trieb einen Keil zwischen mich und Momma...


KLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGG...


... und brachte mich letztendlich dazu, sie zu verlassen!


KLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGG...



Ein Tischtennisball würde verdammt nochmal nicht das Letzte sein, was ich vor meinem Ableben erblicken sollte!


KLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGG...



Aufhören.


KLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGG...



Hört auf!


KLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGG...



Ich sagte aufhören!


KLACKKSCHLAGGKLACKKSCHLAGG...



STOOOOP!!!


KLACKKKK

...



Das unverkennbare Geräusch, das der Schläger die letzten 25 Minuten erzeugt hat, wenn er die weiße, hohle Kugel traf, bleibt nun zum ersten Mal aus und aus einem Bruchteil von Sekunden werden gefühlte fünf Minuten, in welchen bedrückende Stille den kleinen Raum erfüllt. Reflexartig, aber trotzdem wie in Zeitlupe, reiße ich meine Arme nach oben und halte sie vor mein Gesicht.

Ein Licht, viel greller als das der ohnehin schon so stark leuchtenden Deckenlampe, lässt mich nun auch noch meine Augen zusammenkneifen und ein unmittelbar darauf folgender Knall zerreißt die kurzweilige Stille und auch beinahe mein Trommelfell. Ich taumele zurück, presse mit aller Kraft meine Hände auf die Ohren und ein grässlicher Tinitus manifestiert sich unter meiner Schädeldecke, wo nun auch ein fürchterliches Pochen eingesetzt hat. Ich stoße einen Schrei aus, welchen ich jedoch nur stark gedämpft vernehme.

Hoffentlich ist diese Taubheit etwas, das innerhalb weniger Stunden wieder verschwinden wird und sich nicht als eine Art Andenken für die Ewigkeit an mir festsaugt. Plötzlich werde ich an den Schultern von jeweils zwei kräftigen, rauen Händen gepackt und in Richtung des Ausgangs geschleift. Als ich mühselig meine Augen aufschlage, um zu sehen, wohin sie mich bringen, ist meine Sicht zwar völlig verschwommen, und die grauen, dichten Rauchschwaden machen es mir ebenfalls nicht leichter, das, was um mich herum geschieht, genauer zu erkennen, und dennoch fängt mein Sehnerv ein beinahe klares Bild von dem verbrannten, qualmenden Kadaver ein, der vor wenigen Sekunden noch mein Gegner in einem überaus perfiden Wettkampf war.

Meine Gliedmaßen verkrampfen, mein Körper ist wie gelähmt und der Gestank des von der Explosion geschwärzten Leichnams aktiviert meinen Würgreiz, der nun bittere Galle meine Speiseröhre emporsteigen lässt. Die Tür schließt sich nun hinter mir und der Duft von verbranntem Fleisch und Stoff verfliegt langsam, aber sicher. Die Verkrampfungen in meinem Körper beginnen sich zu lockern, und ich sacke vollkommen kraftlos zu Boden.

,,Schon so erschöpft, und dabei war es nur ein einziges Spiel."

Diese Stimme... ich sehe auf und erkenne, noch immer verschwommen, die Konturen einer dunkel gekleideten Frau, die sich kopfschüttelnd auf mich zubewegt.

,,Nur Übung macht aus einem einen Meister."

Sie kniet sich vor mich hin und neigt leicht ihren Kopf.

,,Keine Sorge, das sind doch alles nur kleine Schelmereien. Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass du durch den Schock nicht in der Verfassung für eine zweite Runde bist. Die Gefahr, in welcher du geschwebt bist, war real, aber ich hatte nicht den geringsten Zweifel, dass du gegen deinen Kontrahenten bestehen würdest."

Ich fühle einen leichten Stich in meinem Arm, spüre, wie sich die offenbar bläuliche Flüssigkeit rasant in mir ausbreitet und das Pochen in meinem Schädel langsam nachzulassen beginnt. Das Pochen, das durch jene Flüssigkeit ausgelöst wurde, welche einer Verschwörung zwischen mir und meinem ehemaligen Gegner vorbeugen sollte.

,,Henry, Henry, Henry. Kleiner, ungezogener Henry."

Momma legt ihre eiskalte Hand auf meinen Kopf, wie sie es schon früher immer getan hat.

,,Morgen beginnt deine nächste Trainingseinheit, und du tätest gut daran, bis dahin noch ein wenig zu üben, denn das Resultat einer Niederlage haben wir dir ja unmissverständlich vor Augen geführt."

Sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn und streichelt meine Wange.

,,Ach, Henry. Du hast schon immer am besten unter Druck gearbeitet."

Meine Sicht wird klarer und jetzt erkenne ich ihn; den blitzenden Ehrgeiz in Mommas Augen, der mich bereits als Kind terrorisierte und mich noch immer wie ein böser Geist heimzusuchen scheint.

,,Alles ist gut. Ich werde dafür sorgen, dass du der Beste sein wirst."

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