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Prolog

„Sie werden alle brennen“ sagte er, „Egal wie viele dabei sterben, sie dienen doch nur dem höheren Wohl dieses Landes“. „Aber was wenn wir sie nicht aufhalten kön…?“, fragte ihn sein Gegenüber. „Mach dir über so etwas keine Gedanken, Ioan“, fiel ihm die erste Person ins Wort. „Wir haben den Plan seit 5 Jahren entworfen, es wird nicht schiefgehen“. Ioan blickte ihn misstrauisch an. Er hatte dem Meister noch nie vertraut, vor allem nicht als dieser seinen Vorgänger ermordete um an die Macht zu kommen. Leider konnte es ihm niemand nachweisen. „Wenn wir sie erstmal alle vernichtet haben, wird der innerste Zirkel endlich die Macht erhalten, die ihm zusteht“ Ioan musste zugeben, egal wie viele Fehler in diesem Plan auftreten konnten, das Ergebnis schien es Wert zu sein. „Es ist beschlossene Sache, gebt den Befehl an die Alchemisten. Sie sollen alles vorbereiten“, sprach der Anführer abschließend. Er verschwendete kein weiteres Wort, drehte sich um und verließ den Raum. „Bin ich denn der einzige der Bedenken hat? Was, wenn er sich irrt?“ fragte Ioan in die Runde. Er bekam keine Antwort. Keiner der sieben anderen Zirkelmitglieder wagte es, den Meister infrage zu stellen.


Kapitel 1


Mein Name ist Radu Gaspar . Ich wurde als Sohn eines Jägers und einer Bäckerin in der Stadt Brasov geboren. Viel gibt es über meine Person nicht zu sagen, ich wuchs in ärmlichen Verhältnissen, außerhalb von Brasov auf. Meine Familie lebte dort in einer einfachen Hütte, wir hatten zwar nicht viel, jedoch waren wir dankbar für alles was wir hatten, da es zum Überleben reichte. Meine Mutter arbeitete tagsüber in der Stadt, mein Vater war entweder auf Jagd oder verkaufte seine Beute an die hiesigen Fleischereien. Oft brachte er einen Hasen oder eine Ente mit nachhause, über welche mein Bruder und ich uns besonders freuten. Achja, natürlich. Wie konnte ich meinen jüngeren Bruder vergessen. Sein Name ist Sorin. Auch wenn wir uns früher häufig stritten und das nicht selten in einer Prügelei ausartete, waren wir dennoch unzertrennlich. Wir kümmerten uns um das Haus wenn unsere Eltern nicht zuhause waren, arbeiteten in unserem kleinen Garten oder verdienten anderweitig die einen oder anderen Denare hinzu, um unsere Familie zu unterstützen. Hatten wir Zeit übrig, trainierten wir mit unseren Holzschwertern, die nicht viel mehr als lange Stöcke waren, oder spielten den Reisenden im Wald gemeine Streiche, weshalb wir nicht sonderlich beliebt in der Umgebung waren. Als ich 15 war, nahm mich mein Vater jedes Mal mit auf die Jagd, weshalb ich auch im Umgang mit Pfeil und Bogen relativ passabel wurde. Wenn man im Nachhinein diese Zeit betrachtet, war es die glücklichste Zeit meines Lebens…


In der Nähe von Brasov, Siebenbürgen (heutiges Rumänien)

Mai.1459


„Hast du ihn gesehen?“ fragte Vater, „Direkt da vorne auf der Lichtung.“ Er sprach in einem Flüsterton um das Wild nicht zu verschrecken. „Ja, lass uns beeilen. Nicht, dass er wieder wegläuft.“ antwortete ich. Wir schlichen aus unserem Versteck in Richtung der Lichtung. Zum Glück war beinahe Vollmond, weshalb es im Wald zwar stockdunkel, die Lichtung aber in sanftes, weißes Licht getaucht war. Als wir noch etwa 30 Fuß vom Rand der Lichtung entfernt waren, sah ich ihn. Der Hirsch war groß, fast schon riesig, ein 12-Ender, Schulterhöhe mindesten 6 Fuß. Der Anblick dieses Tieres im Mondlicht war atemberaubend. Ich hielt kurz inne, um seine Schönheit zu betrachten. Anmutig, Stark und dennoch Stolz stand es auf der Lichtung, nicht bewusst welche Gefahr ihm drohte. „Ein großartiger Anblick, nicht war Radu?“ flüsterte mein Vater. Ich nahm mir nicht die Zeit ihm zu antworten. In einer fließenden Bewegung zog ich einen Pfeil aus dem Köcher auf meinem Rücken, legte ihn an die Sehne von Vaters Bogen, spannte ihn bis die Sehne fast mein Kinn berührte und ließ los. Der Pfeil flog kaum sichtbar auf den Hirsch zu, traf ihn direkt am Hals und verursachte ein dumpfes Geräusch. Sofort sprang der Hirsch reflexartig nach vorn und verschwand im Wald. „Ein guter Schuss, Radu. Aber du hättest auf sein Auge zielen sollen, dann müssten wir jetzt nicht hinterherlaufen.“ Vater klang müde. Kein Wunder, immerhin waren wir bereits seit mehreren Stunden im Wald unterwegs und verfolgten den Hirsch. „ Ich wollte seinen Kopf nicht verletzen. Es wäre eine schöne Trophäe.“ Fügte ich lächelnd hinzu. Natürlich wusste ich, dass wir uns das nicht leisten konnte, da auch der Kopf einige Denare wert war. Trotzdem versuchte ich immer, wenn möglich, einen Schuss ins Auge zu vermeiden.

"Es sollte ein Einfaches sein ihn zu verfolgen, ich habe die Halsschlagader getroffen. Die Blutspur müsste bei dem Mond gut erkennbar sein.“ Also machten wir uns auf den Weg zu der Stelle, wo eben noch der Hirsch gestanden hatte. Schon aus einiger Entfernung konnte man das Blut des Tieres im Mondschein glänzen sehen. Wir nahmen, wie zwei Spürhunde, die Fährte auf. Schwieriger wurde es, als die Spur sich immer weiter von der Lichtung entfernte, da somit auch das Licht immer mehr schwand. Aber nach kurzer Suche fanden wir die Spur jedes Mal wieder. Wir hatten die Lichtung noch nicht lange hinter uns gelassen, da nahm ich Geräusche aus der Tiefe des Waldes wahr. Erst konnte ich es nicht zuordnen, es klang wie jemand der auf nassem Boden herumtappt. Je weiter wir der Spur folgten, desto deutlicher und lauter wurden die Geräusche. Es war ein Schmatzen, immer wieder unterbrochen von einem heftigen Knacken und Reißen. „Was in Gottes Namen ist das?“ hauchte mein Vater merklich verwundert. „Ich weiß es nicht, ich hoffe nur, dass uns kein Wolf zuvor gekommen ist“ gab ich flüsternd zurück.

Wir verlangsamten unsere Schritte um noch leiser zu sein, wir wollten nicht das Risiko eingehen von einem Raubtier angegriffen zu werden. Vorsichtshalber zog ich einen Pfeil in legte ihn an die Sehne. Langsam machte sich Angst in meiner Brust breit. In all den 19 Jahren, in welchen Ich nun auf dieser Welt bin, habe ich meinen Vater nie zögern oder zittern sehen. Doch als ich mich nun zu ihm drehte tat er beides. Er war stehen geblieben. „ Radu, lass uns umdrehen. Ich habe Wölfe fressen hören… es klingt anders.“ flüsterte er mit ängstlicher Stimmte. Fast schon war mir diese Person fremd. Wie konnte ich mutiger sein als mein Vater? War es nur meine Unerfahrenheit die mich weitergehen ließ? Ich wollte sehen was dort vor sich ging. Solange waren wir unterwegs gewesen und nun wollte er abbrechen? Wir waren dem Geräusch so nah, ich musste nur noch um eine Eiche herumgehen um einen freien Blick zu haben. Nur noch dieser einen Schritt…

Plötzlich war Stille. Ich konnte mein Herz in meiner Brust schlagen hören als wäre der Nachtfürst höchstpersönlich hinter mir her. Ich machte den letzten Schritt und blickte sehr vorsichtig hinter der Eiche hervor. Den Pfeil ließ ich vor Schreck fallen. Keine 20 Fuß entfernt lag der Hirsch. Er hatte sämtliche Anmut verloren. Sein Bauch war aufgerissen, die Eingeweide in einem Umkreis von 10 Fuß verteilt. Der Kopf war abgerissen und lag ein Stück vom Rest des Tieres entfernt. Jedoch war das, was mich stutzen lies, nicht der abgetrennte Kopf oder die verteilten Eingeweide. Es war die Beine. Sie fehlten gänzlich. Mir stockte der Atem. Ich machte auf dem Absatz kehrt und lief so leise und so schnell ich konnte in die Richtung aus der wir kamen.

Mein Vater war nicht weit entfernt und sagte kein Wort als ich an ihm vorbeilief. Er wusste, dass es hier nicht sicher war. Als wir die Lichtung erreichten gönnten wir uns eine kurze Verschnaufpause. „Was hast du gesehen Radu?“ fragte er. „ Es war… Es sah aus… Der Hirsch wurde zerrissen aber… nicht von Raubtieren… so frisst kein Tier…“antwortete ich mit bebender Stimme. Ich konnte nichtmehr leise reden, ich konnte nichtmehr klar denken, ich wollte nur noch aus diesem Wald raus. Mein Vater nickte und wir liefen so schnell wir konnten über die Lichtung, Richtung Waldrand. Ob es Einbildung oder Verfolgungswahn war, kann ich nicht sagen. Aber mir kam es vor als würde ich zwischen den Bäumen immer wieder einen Schatten sehen, welche sich schneller bewegte als wir. Mein Vater atmete bereits schwer und war sehr am keuchen, weshalb ich schon nach kurzen Zeit mein Tempo verlangsamen musste. Mir war sehr unwohl dabei, jetzt langsamer zu werden, aber ich konnte meinen Vater nicht zurücklassen, auf keinen Fall.

„Vater, wir müssen uns beeilen. Ich habe das Gefühl wir werden verfolgt.“ Ich war mir selbst nicht sicher ob ich meinen Worten glauben schenken konnte, es fühlte sich so surreal und trotzdem echt an. „Hast du es gesehen Radu? Was war es?“. „Nein, ich konnte nichts erkennen. Es muss uns gehört haben.“ Es behagte mir nicht „es“ zu sagen, aber mir fiel leider keine andere Bezeichnung ein. Wir beschleunigen unseren Schritt wieder etwas als mein Vater sich einigermaßen erholt hatte. Da! Wieder ein Schatten der sich hinter dem Baum bewegt hat. Ich musste bereits Wahnvorstellungen haben. Meine Angst erreichte immer wieder einen neuen Höhepunkt, ich bildete mir Geräusche hinter uns ein die sich wie schnelle Schritte auf dem Laub anhörten. Das kann nicht sein, es gibt keine Monster. Es sind alles nur Sagen und Mythen. Ein Schrei. Schrill und Laut, er halte durch den ganzen Wald. Dann noch einer. Mein Vater! „Ahhhhahhhh“. Ich drehte mich sofort um, um ihm zur Hilfe zu eilen. Er lag am Boden und rang mit etwas, was aussah wie ein Mensch aber doch keine war. Im schwachen Licht war es schwer zu erkennen, aber es war gänzlich nackt, schneeweiß und hatte unnatürlich lange Gliedmaßen. Sein Gesicht war dem eines Menschen ähnlich, jedoch mit extrem eingefallenen Augen und einem Mund voll scharfer Zähne. Nein, das war kein Mensch. Dieses Wesen erinnerte eher an einen Toten. Die Angst war wie weggeblasen in Sorge um meinen Vater. Er schrie aus Schmerz und Angst, das Wesen hatte sich in seinen Oberschenkel verbissen. Er versuchte wenigstens die Klauen mit seinen Händen abzuwehren, schaffte dies aber nur halbherzig, da ihm die Kraft fehlte.

Ich riss einen Pfeil aus dem Köchen, legte ihn in einer Bewegung an und Schoss. Der Pfeil traf die Bestie direkt in die Schädeldecke und bohrte sich vertikal, tief in den Kopf. Wie ich es schaffte, in diesem Moment auch noch zu zielen kann ich nicht sagen. Es schrie auf, in einer Tonlage die mehr als unmenschlich klang. Immer noch mit dem Pfeil im Kopf, bäumte es sich auf und sah mir direkt in die Augen. Es hatte weiße Augen, ohne Pupillen. Kein Leuchten, kein Leben. Nur weiß. Diese kurze Pause konnte ich nutzen, um einen weiteren Pfeil im Gesicht dieses Monsters zu versenken. Diesmal traf ich jedoch nicht das Auge, wohin ich eigentlich gezielt hatte, sondern nur knapp darunter. Erneut ein schriller Schrei. Dann Ruhe. Es hielt sich das Gesicht und wimmerte wie ein verletzter Hund. Bevor ich einen weiteren Pfeil ziehen konnte drehte es sich um und verschwand in der Dunkelheit der Nacht. „Vater! Schnell komm hoch, wir müssen hier weg!“. „Ahh… Radu… mein… mein Bein…“. Ein großes Stück seines Oberschenkels fehlte. Ich half ihm hoch, und stützte ihn so gut ich nur konnte. Wir humpelten mehr als wir rannten und näherten uns so immer weiter dem Waldrand. Noch nie habe ich solch eine Erleichterung gespürt, wie in dem Moment als ich meinen Fuß auf den Weg Richtung Brasov setzte. Ich musste den Anderen davon berichten…

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