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Clouds-0

Das scharfe Surren der Sehne, ein dumpfer Aufschlag auf dem Boden und ein Untoter mehr, der fortan endgültig verstummt sein würde. Angewidert beugte sich Isaphar über den faulenden Kadaver und bemühte sich, nicht durch die Nase zu atmen. Von dem schmatzenden Geräusch, als er den Pfeil aus der Augenhöhle des Ungetüms zog, wurde ihm trotzdem wie üblich leicht übel. Nun verstaute er den Pfeil wieder in seinem Köcher, befestigte den kleinen, nur schwer biegsamen Bogen an seinem Gürtel und verschaffte sich einen Überblick. Die niedergerissenen, verfallenen Hütten, an denen sich stellenweise schon die Schlingpflanzen hocharbeiteten, vermochten Isaphar nicht zu berühren. Aus Geschichten, die man ihm früher erzählt hatte, wusste er, dass diese Welt mal anders ausgesehen haben musste, dass diese verwahrlosten Ansammlungen leerstehender Behausungen einst belebte Dörfer, gesegnet mit Wohlsatnd und Frieden gewesen sein mussten. Eine solche Realitat hatte er selbst aber nie kennengelernt. Einge wenige, durch Schuttwälle geschützte Siedlungen waren die einzigen, ihm bekannten Zivilisationen. Die ersten acht Jahre seines Lebens war der für ihn einzig sichere Ort auf Erden der Platz an der Seite seiner Eltern gewesen. Nach ihrem Tod war er auf sich allein gestellt gewesen und die letzten elf Jahre voller Furcht und Entbehrungen, geprägt vom stetigen Kampf um das nackte überleben hatten ihn kalt werden lassen. Das letzte was er brauchen konnte, waren alte Geschichten von einer längst verlorenen Welt.

Achtlos räumte er einen haufen Schutt beiseite, begierig zu erfahren, was er wohl vorfinden würde. Vielleicht eine alte Kunstarbeit, oder ein fremdartiger Gebrauchsgegenstand. Es gab Leute, die bereit waren, beträchtliche Gegenleistungen für Relikte aus der länst vergessenen Zeit vor dieser Seuche zu erbringen. Pedantische, gierige Halsabschneider mit einer Vorliebe für ausgefallenen Zierrat, die wussten, dass Wasser, Nahrung und Waffen das Gold dieser Welt waren, aber dennoch Kunden, die für Menschen wie Isaphar lebensichtig waren.

So durchstöberte er mehrere Stunden lang die Trümmer, rämte holzbalken beiseite und kramte in alten Kommoden und Schubladen, ohne etwas bemerkenswertes zu finden. Zunehmend frustriert stellte er fest, dass sich in der Zwischenzeit der Himmel grau gefärbt hatte und nur kurze zeit später regnete es dann auch tatsächlich und leise fluchend beschloss Isaphar, für heute aufzugeben und in die nahegelegene Siedlung zurück zu kehren.

Er hatte noch keine huntert Meter zwischen sich und die Überreste des Dorfes gebracht, da machte eer durch den dichter werdenden Regen, der die Erde unter seinen Füßen aufweichte, die Schemen von über einem Dutzend schwerfällig taumelnder Gestalten aus. "Scheiße!", dachte er. Eine so hohen Überzahl an Untoten konnte er unmöglich durchlaufen, geschweige denn bekämpfen. So blieb ihm als einziges übrig, einen weiten Bogen um die Gruppe zu schlagen.

So Schritt Isaphar eine lange Kette grasbewachsener Hügel entlang, stets darauf achtend, auf dem höchsten Punkt zu bleiben, um den Blick auf die Untoten in der Ferne zu behalten. Dabei behinderte ihn der jetzt noch dichtere Regen, auch sein grauer Mantel und die Stiefel waren schon völlig durchnässt und aufgeweicht und als er einen unvorsichtigen Schritt auf eine besonders schlammige Stelle im Gras tat, rutschte er aus und das Gefälle hinunter. Im völlig durchweichten Boden war es für Isaphar unmöglich, Halt zu finden und er kam erst am Fuße der Hügelkette zum Stillstand.

Lauthals fluchend rappelte er sich auf, verstummte aber prompt, als er sah, was sich nur wenige Meter von ihm entfernt abspielte. Dort auf dem matschigen Boden saß ein Untoter und kaute auf Gedärmen herum, die aus dem aufgerissenen Wanst des Kadavers eines weißen Pferdes ragten, der in einer Blutlache daneben lag. Hastig griff Isaphar sich einen faustgroßen Stein vom Boden und schritt auf den untoten zu. Dieser schien viel zu sehr mit den Innereien beschäftigt zu sein, um ihn zu bemerken. So zertrümmerte Isaphar ihm problemlos den Schädel und wandte sich dem Tierkadaver zu.

Der Anblick der herausquellenden Gedärme war ekelerregend, doch Isaphar war an der Satteltasche interessiert, oder eher an dem schwarzen, länglichen Gegenstand, der unter ihr hervorragte. Sorgsam darauf bedacht, sich nicht die Ärmel mit Blut zu beflecken, zog er ihn heraus und stellte fest, dass es sich um ein Schwert handelte, nicht allzu lang, vermutlich einschneidig und leicht gebogen. Jemand hatte ihm mal erzählt, dass man solche Schwerter Katanas nannte und dass sie sehr selten waren. Auffällig waren auch der Griff, wie die Scheide, denn beide waren tief schwarz und verblüfft stellte Isaphar fest, dass die klinge die gleiche Farbe besaß. "Eine solche Waffe muss ein Vermögen wert sein!", dachte er sich und Begierde breitete sich in ihm aus. "Damit hätte ich für immer ausgesorgt!". Einen kurzen Augenblick lang dachte er noch darüber nach, wem das Katana wohl mal gehört haben könnte und ob das Pferd vielleicht aus den umliegenden Wäldern, oder den Bergen im Westen gekommen war, doch schnell gewann sein Bestreben nach einem reichen Lohn die Oberhand und er machte sich auf den Weg zur Siedlung.

Die Leute, die hier lebten nannten diesen Ort "Das Rattenloch". Im hinblick auf jene, die sich hier in den engen Gassen herumtrieben, fand Isaphar den Namen durchaus passend, doch das störte ihn nicht. Viele zwielichtige Gestalten bedeuteten, dass auch viele gute Kunden in der Nähe sein mussten.

So betrat er das Gasthaus, in dem er übernachtet hatte, bevor er gestern aufgebrochen war. An der Bar wollte er sich beim Wirt erkundigen, wie es hier mit den Möglichkeiten aussah, etwas zu verkaufen, doch gerade als er sich auf den Hocker zu setzen versuchte, packte ihn jemand sehr unsanft von hinten an der schulter.

"Du, Junge! Willst du mir nicht mal zeigen, was du da hast?" Die dröhnende Stimme gehörte einem kahlköpfigen, ungeheuer großen und bulligen Mann, von dem ein starker Geruch nach Schweiß und Schnaps ausging. Selbst mit nur einem Arm sahr er noch bedrohlich aus. "Ich weiß nicht, was du meinst." Isaphar bemühte sich, eine gleichgültige Mine zu bewahren. Nervös wurde er sich der Schaulustigen bewusst, die sich jetzt ansammelten und wollte seinen Mantel zuknöpfen, unter dem er das schwarze Katana versteckt hielt.

"Ein Rat für dich, Kleiner: Versuch' nicht, mich zu bescheißen!", grölte der Kerl, fasste Isaphar rüde unter den mantel und entriss ihm die Waffe.

Mit leuchtenden Augen und offenstehendem Mund musterte er das Schwert. Auch die Umstehenden Leute waren verstummt, da durchschnitt eine ruhige, aber gebieterische Stimme die Stille:"Gib es ihm wieder, Bloke, sofort!" Ein kleiner, älterer Mann mit einem runzligen Gesicht und einem kurzen, weißen Kinnbart hatte sich aus seinem Sessel in einer kleinen Sitznische erhoben und stand Bloke jetzt direkt gegenüber. Er wirkte nicht sonderlich gefährlich, doch seine metallisch grauen Augen strahlten unerbittlichhe Entschlossenheit aus.

"Was mischst du dich da ein, alter Mann? Das ist nicht deine Angelegenheit!", brachte dieser kleinlaut hervor und verblüfft stellte Isaphar fest, dass er zitterte. "Meine Angelegenheiten sind das, was ich dazu mache, das müsstest gerade du wissen.", erwiderte der Alte und wurde gefährlich leise. Kurz wanderten Blokes Schweinsaugen zu seinem Armstumpf, da drückte er Isaphar das Katana in die Hand und knirschte wutschäumend und beschämt zugleich zwischen seinen gelben Zähnen hervor:"Dann nimm es doch! Aber das ist noch nicht vorbei!" Mit diesen Worten verließ Bloke hastig das Gasthaus und langsam wandten sich die anderen Gäste wieder ihren eigenen Geschäften zu.

Isaphar schritt auf den alten Mann zu und öffnete seinen Mund. "Du brauchst mir nicht zu danken, junger Freund. Diesem fetten alten Proleten mache ich gerne einen Strich durch die Rechnung. Doch wir beide sollten jetzt auch anderswohin gehen. Ich denke, es wäre ratsam, wenn wir uns ausführlich miteinander unterhalten."

Jemandem, der ihn gerade gerettet hatte, konnte Isaphar einen solchen Wunsch nicht abschlagen und so nickte er. Erst, als er ihm aus dem Gasthaus hinaus folgte, merkte er es. Der Alte trug ebenfalls ein Katana an einem Gurt um seinen Oberkörper.

Therdrer 22:32, 19. Jul. 2016 (UTC)

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