Deutsches Creepypasta Wiki
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„Ja und dann kommt der Weihnachtsmann durch den Kamin, ganz in Rot, wenn allllllllle Kinder schlafen. Die guten bekommen Geschenke."

„U, Un Und dann“ erzählte Nick weiter, „isst er die Plätzchen auf und trinkt die Milch!“ Nicks Augen weiteten sich. Es war der erste Advent, der dritte Dezember, um genau zu sein.

„Nochmal, Mommy! Erzähl mir von Rudolph und Santa und und und der Schneekönigin!“ Ich seufzte. Er war drei. Wie konnte ein so kleines Köpfchen sich bereits so viele Dinge merken? Er kannte sie alle. Mit einer Begeisterung, wie ich sie das ganze Jahr lang nicht erlebt habe, lauschte er meinen Geschichten über Rentieren mit roten Nasen, Engeln und dem Jesuskind. Diese Tatsache bedeutete jedoch nicht, dass er sie nicht mehr hören wollte, im Gegenteil.

„Mommy, morgen darf ich die…“, Er zählte die Finger an seiner Hand, „4 öffnen!“, stieß er triumphierend hervor. Ich nickte. Wie zur Bestätigung ertönten die Kirchenglocken und stimmten ein weihnachtliches Konzert an.

„Guten Nacht-Glockeee.“ In einem Singsang verkündete ich die Schlafenszeit. Nick maulte.

„Och menno.“ Sanft strich ich ihm über den Kopf.

„Schnell, husch, husch ins Bettchen oder willst du, dass Santa traurig wird?“ Nick erschrak und schüttelte heftig mit dem Kopf.

„Nein Mommy, nur gute Kinder die schööööön schlafen bekommen Geschenke, ge?“ Zur Bestätigung strich ich ihm ein weiteres Mal über den Kopf.

„Oh, ich glaube ich hab ihn gerade gesehen, nun aber los.“ Es war bereits nach acht. Nick war ein notorischer Langschläfer und nicht gerade der Freund von früh-aufstehen oder Kindergarten.

„Wo Mommy?“ Nun schrie er. Mit meinen Finger, auf dem zugeschneiten Wald, hinter der Fensterscheibe, stand ich da und genoss die Zeit mit ihm. Mein Exmann Randy und ich waren nicht gerade freundlich auseinander gegangen, so genoss ich jede Minute, die ich mit Nick verbringen durfte. Ich brachte Nick ins Bett und schaute selbst noch ein wenig fern, als ich Geräusche aus der Küche vernahm.

„Nick?“

„Mommy schau, da war er echt!“

„Nick geh wieder ins-"

„Aber Mommy! Ich-habe-IHN-gesehen! Er ist ganz rot, so wie du es gesagt hattest!“ Es brauchte einige Augenblicke ehe ich verstand was er mir zu sagen versuchte.

„Er kam aus dem Kamin geklettert!“ Ich seufzte. Wir waren erst vor kurzem hergezogen, Nick hatte noch keine Freunde und nun….allerdings war es doch normal in seinem Alter einen imaginären Freund zu haben oder?

„Du bist ja voller Ruß.“ Erst jetzt vernahm ich die flächenhaften dunklen Wolken, die sich auf seinem himmelblauen Diddle-Schlafanzug abzeichneten.

„Das war der Weihnachtsmann, als er in den Kamin…da rauskam!“ Ich beschloss es dabei zu belassen und nachdem ich Nick gewaschen und ihm einen neuen Schlafanzug übergezogen hatte, steckte ich ihn zurück ins Bett. Am Tag darauf, es war Nachmittags und ich hatte Nick sofort nach Arbeitsende von der Kita abgeholt, gingen wir spazieren. Ich war erschöpft, doch Nick beharrte darauf einen Schneemann zu bauen, so wie er es in einem Kinderfilm gesehen hatte.

„Vielleicht wird mein Olaf auch lebendig.“

„Vielleicht“, gab ich zurück und schloss die Gartentür hinter mir ab.

„In einer Stunde gibt es Essen.“ Ich betrat mein Haus und machte mich augenblicklich ans Werk. Die Küche war sehr klein. Schnell breitete sich eine unangenehm, schwüle Hitze aus und ich öffnete das Fenster. Nicks Stimme war zu hören. Zuerst dachte ich, er spielt nur, doch dann konnte ich hören, wie er zu jemanden sprach. Ich eilte zur Haustür, doch da war nur Nick und….Olaf.

„Nick, Schatz. Mit wem hast du da gerade gesprochen?“ Nick warf den Kopf in den Nacken und stöhnte. „Na mit dem Weih-nachtsmaaaan“, sagte er, als ob es das normalste auf der Welt wäre.

Erleichtert atmete ich auf, doch dann sah ich es. Spuren, Schritte im Schnee, Abdrücke, wie nackte Menschenfüße, die abrupt, mitten im Schnee endeten. Eine Vibration erschütterte mich. Ich quietschte kurz auf, was albern war. Ich nahm mein Smartphone aus der Tasche. Trotz der SMS, die ich erhielt, fand ich keine Nummer dazu. Ich erschrak, als ich sie las. Sie kam anscheinend von Randy, meinem Exehemann. „Halt dich von Nick fern. Er gehört mir!“ ich las es so leise vor, dass nur ich es hören konnte und ging mit Nick nach drinnen, um Abendbrot zu essen. Es vergingen ein paar Tage, dann fand ich weitere Nachrichten von Randy. Anfangs versuchte ich sie zu ignorieren , doch es wurden von Tag zu Tag mehr. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und rief Randy an.

„Hör auf mit dem Psychomist!“

„Hä?“

„Die Zettel und SMS´s, einfach alles. Lass die Drohungen oder ich zeige dich an. Das schwöre ich bei Gott!“ Randy blieb für einen Moment still.

„Ich weiß nicht was du meinst, aber ich habe dir nie gedroht-würde ich auch nie, alleine schon wegen Nick.“ Mit diesem Worten legte er auf. Genervt ging ich zu Nick.

„Mommy, wir müssen noch Plätzchen backen, für den Weihnachtsmann.“

„Es liegen noch welche in der Keksdose“, antwortete ich etwas schroff.

„Sind alle“, kommentierte mich Nick.

„Wie?“ Ich ging zum Küchenschrank und holte die Dose herunter. Sie war leer.

„Der Weihnachtsmann hat sie alle gegessen. Dann haben wir gespielt. Mommy er ist mein allerbester Freund“ In diesem Moment verstand ich, dass es ernster war. Ich rief bei der Polizei an, doch die Beamten lachten nur argwöhnisch. Ich beschloss, die Nacht bei meinem Sohn zu verbringen, also erlaubte ich ihm, bei mir im Bett zu schlafen. Die Fußstapfen, die Keksdose, die unheimlichen Nachrichten. Das konnte nicht normal sein. Mitten in der Nacht vernahm ich ein dumpfes Poltern. Ich stand auf, leise, um Nick nicht aufzuwecken. Mein Herz pochte. Zitternd nahm ich eine schwere Taschenlampe zur Hand, bereit sie als Schlagkeule einzusetzen, wenn es denn nötig war. Ich betrat die Küche und schaltete meine Taschenlampe an.

„Steh-“ Die Worte blieben mir im Halse stecken, als ich die Kreatur sah. Sie kam geradewegs aus dem Kamin geklettert. Der mit Unmengen an Blut besudelte, aschgraue Körper des Wesens war übersät mit Nähten. Seine Glieder sahen seltsam verformt aus, wie die einer bereits längst verrotteten Leiche. Die Augen, mit dem es mich anstarrte waren jedoch das schrecklichste von allen. Das eine Auge war blutunterlaufen und das Lid fehlte komplett. Das andere war durchgehend graublau getrübt. Es musste auf dieser Seite blind sein. Als der Mann oder das Etwas lächelte, konnte ich seine dreieckigen spitzen Zähne sehen. „Siehst du Mommy, ich hab dir gesagt es gibt ihn“, hörte ich Nick hinter mir jauchzen.

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