Deutsches Creepypasta Wiki
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Staircase dark and down by rare patent

Meine Nachbarn sind das Letzte. Natürlich nicht alle, aber die, die unmittelbar um mich herum wohnen. Wie es so oft im Leben ist, bemerkt man nicht die Stillen und Rücksichtsvollen, sondern die Lauten und Nervigen. Ich lebe in einem Wohnhaus, indem es ausschließlich 1-Zimmer Wohnungen gibt. Seit die Wohnungsnot immer größer geworden ist, haben sich hier auch immer mehr, ich will das Wort „Asoziale“ nicht unbedingt verwenden, da es wie gesagt auch nette Leute gibt, aber es trifft nun mal auf viele Bewohner inzwischen zu. Die Mieten steigen und gerade Arbeitslose und Geringverdiener sind auf billige Wohnungen angewiesen.

Ich bin Freiberufler und arbeite von zu Hause aus. Leider verdiene ich nicht sehr viel und lebe deswegen seit Jahren in dieser winzigen Absteige. Bis jetzt war es auch gar nicht so schlecht. Ich brauche nicht viel und kann mich mit meiner Arbeit über Wasser halten.

Aber seit ein paar Monaten komme ich dem Nervenzusammenbruch immer näher. Der himmlisch ruhige Nachbar über mir, von dem ich nie etwas mitbekommen habe, ist ausgezogen. Nun wohnt ein junges Päarchen über mir, das den dezenten Gang eines brünftigen Trampeltiers hat. Beide. Seit sie über mir wohnen, frage ich mich den lieben langen Tag, was man in einer 1-Zimmer Wohnung denn ständig hin- und herlaufen muss. Ich glaube ich muss nicht extra erwähnen, dass so etwas unglaublich bei der Arbeit stört. Man kann sich nicht konzentrieren, ständig dieses Getrampel. Jeden Schritt hört man. Und als ob das nicht ausreichen würde, haben sie auch die Vorliebe auf ihrem Balkon zu sitzen und lauthals zu Kichern und zu Kreischen. Selbst bei geschlossenen Fenstern höre ich sie und von dem was abgeht wenn sie sich ihrem Sexualleben widmen, muss ich glaube ich gar nicht reden. Nur soviel dazu, die Frau klingt wie ein abgestochenes Schwein. Es NERVT! Ich kann mich nicht mehr konzentrieren und nur noch schwer einschlafen, da diese beiden anscheinend arbeitslos sind und bis spät in die Nacht hinein durch ihre vier Wände stampfen.

Irgendwann hat es mir gereicht. Ich bin zu ihnen hoch um vernünftig mit ihnen zu reden. Schon als ich vor der Tür stand, sprang mir dieser leicht modernde Geruch von Abfall entgegen. Als mir geöffnet wurde, nahm der Gestank noch weiter zu. Hinter der durchaus ansehnlichen jungen Frau waren mehrere volle Mülltüten neben der kleinen Küchenecke zu sehen. Es roch nicht so, als ob sie erst seit ein paar Tagen dort lagen.

„Ja bitte?“ fragte sie überraschend freundlich.

Ich erklärte ihr, wie sehr man ihre Schritte und Gespräche, eigentlich jedes Geräusch dass sie fabrizierten, in meiner Wohnung hören konnte und dass ich deswegen relativ fertig wäre. Ihr Freund, der kurz zuvor noch mit einem Spiel auf seiner Wii-Konsole beschäftigt war ( was auch den Lärmpegel erklärte ), trottete langsam auf uns zu, um an dem Gespräch teilzunehmen. Auch er wirkte extrem nett und versicherte mir, sie würden in Zukunft mehr Rücksicht nehmen. Ich war dankbar, dass sie so verständnisvoll waren, wenn sie mich auch möglichst schnell wieder abwimmeln wollten. Aber das war mir egal, ich hatte meinen Standpunkt klargemacht und hoffte auf Besserung.

Tja, die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt. Es dauerte keine paar Stunden, da ging das Getrampel wieder los. Laute Stimmen, hysterisches Lachen, Sexgeräusche. Gott, was waren das für Tiere? Ich bezweifelte, dass ein weiterer Besuch irgendetwas bringen würde und gab mich meinem Schicksal hin.

Ich versuche sie nun zu ignorieren, schalte das Radio oder Songs auf meinem Computer an, wenn das Trampeln wieder losgeht. Aber selbst über die lauteste Musik, die immer noch relativ moderat ist, da ich ein extrem empfindliches Gehör habe, kann man die beiden hören.

Inzwischen kann ich nur noch mit Ohrstöpseln schlafen. Manchmal mehr, manchmal weniger, da die Schritte oft selbst dadurch hörbar, oder viel eher fühlbar sind. Da ich selbst erst spät ins Bett gehe, habe ich bemerkt, dass das Gepolter gerade um Mitternacht herum seinen Höhepunkt hat. Können die sich nicht endlich mal einen Job suchen, damit sie zeitig schlafen gehen müssen und ausgelastet sind? Vielleicht würden Beschwerden weiterer Nachbarn etwas bringen, allerdings bleibt in diesem Haus jeder lieber für sich. Den Mund aufzumachen scheint für viele hier ein No-Go zu sein. Und gerade die Schritte scheinen auch nur mich zu stören, weil sie direkt über mir wohnen.

Es ist jetzt 2 Monate her, seitdem ich oben bei den Trampeltieren war. Ich bin müde, die letzten Nächte habe ich nur wenige Stunden geschlafen. Selbst die ach so tollen Oropax konnten die wummernden Schritte nicht ausblenden. Die Balkontür der Nachbarn scheint immer offen zu sein, wodurch man sie noch besser hören kann. Ich nehme Stimmen wahr, hysterisches Gekicher, jemand zieht das Wort „Schaaaaaaatz“ extrem lang. Durch die Decke klingen sie dumpf und verzerrt, was mich nur noch mehr in Rage bringt. Ein wuchtiger Schritt nach dem anderen.

Umpf, umpf, umpf!

Ein Blick auf den Wecker verrät, es ist 0:04. Mir reicht's, jetzt rufe ich die Polizei! Es herrscht Nachtruhe und diese asozialen Penner stampfen und kreischen wie die Bekloppten! Es ist mir scheißegal, ob ich für überempfindlich erklärt werde, den Versuch ist es wert. Ich kann nicht mehr! Ich muss arbeiten, ich brauche meinen Schlaf! Diese Idioten haben mich zu einem nervösen Wrack gemacht. Wenn sie jetzt mitten in der Nacht Besuch von der Polizei bekommen, geschieht ihnen das nur recht!

Es dauert fast eine halbe Stunde, bis die Beamten hier sind. Natürlich haben sie wichtigere Einsätze als nachbarliche Ruhestörungen. Als sie endlich bei mir klingeln, bin ich erleichtert. Der Lärmpegel hält weiterhin an, ich hatte schon den berüchtigten Vorführeffekt gefürchtet. Die Polizisten hören die Schritte, das Gekeife, können nachvollziehen, dass so etwas über Monate hinweg durchaus an den Nerven zehrt.

Zusammen gehen wir zu der Wohnung, aus der plötzlich nichts mehr zu hören ist. Beissender Gestank schlägt uns entgegen. Die beiden Polizisten rümpfen ihre Nasen und werfen sich einen vielsagenden Blick zu.

„Die haben Probleme, ihren Müll zu entsorgen“ erkläre ich nüchtern.

Einer der beiden klopft an der Tür, aber keiner öffnet ihm. Er klopft ein zweites Mal, sagt lauthals, dass die Polizei hier ist und man ihnen bitte aufmachen möchte. Für einen Moment glauben wir alle drei, eine Stimme zu hören, gedämpft und verzerrt.

Haut ab!“

Die Geduld der Beamten ist allmählich erschöpft. Es würde mich nicht wundern, wenn sie eine anstrengende Nacht hinter sich hätten.

„Hier spricht die Polizei, machen Sie die Tür auf oder wir werden sie aufbrechen!“

Als einzige Antwort schlägt ihnen ein leises Gekicher entgegen. Die beiden haben genug. Mit Gewalt schaffen sie es nach einigen Anläufen die Tür aufzubrechen. Sie gehen nur ein paar Schritte in die Wohnung hinein, bevor sie innehalten und wie versteinert stehen bleiben. Beide sind um die 1,80m groß, weshalb es mir schwer fällt, an ihnen vorbeizuschauen. Warum machen sie nichts? Ich stehe hinter ihnen und stelle mich auf die Zehenspitzen. Nur für einen kurzen Moment sehe ich, was sie zum Erstarren gebracht hat. Ein eiskalter Schauer läuft meinen Rücken herunter.

Die Wände sind mit Blutspritzern übersät. Einrichtungsgegenstände liegen am Boden, teils zerbrochen. Im Bett in der Ecke der kleinen Wohnung ruht die Leiche der jungen Frau, blutüberströmt. Daneben auf dem Sofa kauert ihr ebenfalls toter Freund. Ein blutiges Messer liegt zwischen ihnen. Wind weht durch die geöffnete Balkontür.

Spätere Ermittlungen ergeben, dass der Mann psychische Probleme hatte und seine Freundin mehrmals vergewaltigte. Sie hatte Anzeige erstattet, diese jedoch zurückgezogen. Er habe sich entschuldigt und sie wären ja glücklich miteinander. Mit ihm konnte man viel lachen.

Trotzdem hatte sie es wohl nicht ausgehalten und sie hätten sich im Endeffekt gegenseitig umgebracht. Wegen dem Gestank des Mülls, an den sich die anderen Nachbarn im Laufe der Zeit gewöhnt hatten, wurde der Verwesungsgeruch nicht bemerkt.

Laut Obduktion der Gerichtsmedizin moderten die Leichen der beiden bereits seit mindestens 5 Wochen vor sich hin.

Und ich höre die Schritte und ihre Stimmen noch immer.

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