Deutsches Creepypasta Wiki
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Vor etwa zwei Monaten fuhr ich mit dem Auto durch einen Wald, es war neblig, kalt und ich wollte eigentlich nur nach Hause. Es war nicht ganz dunkel, es dämmerte leicht, so dass ich mehr oder weniger gute Sicht hatte, trotz des recht dichten Nebels. Obwohl es nicht wirklich spät war, war ich sehr müde, dementsprechend schlief ich fast ein. Mir fielen die Augen zu, und nur kurz, bevor ich höchstwahrscheinlich in einen Sekundenschlaf gefallen wäre, riss ich meine Augen weit auf und zog das Lenkrad stark nach rechts.

Ich sah auf der Straße vor mir ein Wesen mit pechschwarzem Fell, es hatte leuchtend rote Augen, war geschätzt 150 Zentimeter groß und hatte Flügel am Rücken. Ich riss also das Lenkrad nach rechts, um auszuweichen, woraufhin ich die Kontrolle über mein Auto verlor und gegen einen Baum fuhr. Der Stamm bohrte sich in mein Auto, ließ die Scheibe zersplittern, die Scherben schnitten mir das Gesicht auf und ich wurde im Auto eingeklemmt. Bevor ich ohnmächtig wurde, sah ich das Wesen im Wald verschwinden.

Der Mothman ist ein Wesen, dessen Erscheinen angeblich Unglück ankündigen soll. Er wird von Augenzeugen als geflügelter Halbmensch beschrieben, ähnlich einem Engel, jedoch von dunkler Hautfarbe, mit leuchtend roten, runden Augen. Sachbeweise für die Existenz des Geschöpfes gibt es nicht.

"Sachbeweise für seine Existenz gibt es nicht. Deswegen bin ich hier?", sagte ich zu dem Mann vor mir und faltete die Zeitung zusammen.

Ich wurde nach meinem Unfall ins Krankenhaus eingeliefert, stand nach längerer Operation außer Lebensgefahr und wurde recht bald entlassen. Wer da im Wald den Notarzt gerufen hat, weiß ich nicht. Nach meiner Operation wurde ich vernommen, ich erzählte der Polizei alles was ich gesehen habe. Ich glaube, nein, ich weiß, dass sie dachten, ich wäre noch geschockt von dem Unfall, würde deshalb halluzinieren und Geschichten erfinden. Doch als ich nach wenigen Wochen immer noch auf meiner Geschichte beruhte, wurde ich von diversen Ärzten als "krank" angesehen und recht bald in eine psychiatrische Klinik eingeliefert.

"Sachbeweise für seine Existenz gibt es nicht. Deswegen bin ich hier?"

"Ja", antwortete er mir. Er hatte einen weißen Kittel an und ein Klemmbrett unter dem Arm. Ich schätzte ihn auf circa 40 Jahre, er hatte braune Haare und einen drei-Tage Bart.

"Hören sie, ich bin nicht verrückt, ich weiß was ich gesehen habe, und-"

"Sie erzählen uns eine Geschichte von einem schwarzen Vogel mit roten Augen, der... anderthalb Meter misst?",unterbrach er mich.

"Ich bitte sie, haben sie den Eindruck, ich wäre ein Geisteskranker?"

"Das habe nicht ich zu entscheiden", antwortete er, wobei er das "ich" besonders betonte. "Ich denke, unsere Sitzung ist beendet. Ich werde sie von zwei Ärzten auf ihr Zimmer bringen lassen."

Ich wurde von zwei Ärzten in mein "Zimmer" gebracht. Es hatte weiße Schaumstoff-Wände und ich schlief hier alleine, Nachtruhe war von zwanzig bis acht Uhr. Danach gab es Frühstuck, um zwölf Uhr Mittagessen und um neunzehn Uhr Abendessen. Dazwischen waren Sitzungen, oder man saß alleine in seinem Zimmer. Man hatte kaum Gelegenheit, mit anderen Insassen zu reden.

Ich legte mich auf mein Bett, starrte minutenlang die Decke an und dachte noch einmal über den Unfall nach.

Ich dachte an das Auto, an die Bäume, an die Straße, an das Wesen und an...

Ich wurde schlagartig aus meinen Gedanken gerissen, als zwei Männer mein Zimmer betreten. Sie hatten keine weißen Kittel wie jeder Arzt hier, und andere Insassen durften nicht in fremde Zimmer, dementsprechend erschrocken sah ich sie an.

Sie hatten schwarze Mäntel, schwarze Schuhe, schwarze Lederhandschuhe und schwarze Hüte an. Unter dem Mantel trugen sie weiße Hemden, auf diesen waren schwarze Krawatten gebunden. Ihre Augen waren von Sonnenbrillen bedeckt. Ihre Haut war weiß, fast schon zu weiß, und ihre Lippen waren blutrot. Sie erinnerten mich an die Agenten aus den Men-In-Black Filmen, jedoch schienen sie nicht einmal ansatzweise so humorvoll zu sein.

"Sie sind der, der den Unfall hatte..?", fragte mich einer der beiden. Er hatte eine tiefe Stimme.

"J..Ja, das bin ich. Aber was-"

"Stehen sie auf!", befahl mir der andere in einer ebenso tiefen Stimme.

"Aber wieso-?"

"Ich werde es nicht zweimal sagen."

Ich stand langsam und mit zittrigen Beinen auf und stelle mich vor sie. Sie waren beide etwa einen Kopf größer als ich. Sie packten mich an beiden Armen und zogen mich hinter sich her. Den Gang entlang, die Treppe runter. Mein Herz klopfte wahnsinnig schnell, es war die Ungewissheit, was mit mir passieren würde. In keinem der Zimmer brannte mehr Licht, da die Nachtruhe bereits begonnen hatte. Lediglich in der Küche war es hell, da sich einige Ärzte noch unterhielten. Ich versuchte, die Gelegenheit zu nutzen und um Hilfe zu rufen, doch die beiden Männer reagierten schneller. Sie hielten mir den Mund zu und zogen mich weiter, bis raus auf den Hof, wo sie mich in den Kofferraum ihres Autos, das ebenso schwarz wie sie selbst war, legten.

Es war dunkel um mich herum, ich hatte keinen Platz um mich zu bewegen, die Fahrt schien endlos zu sein. Nach gefühlten zwei Stunden wurde ich müde und schlief ein.

Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe, doch ich wurde durch einen Schlag ins Gesicht geweckt. Ich blinzelte, meine Nase tat durch den Schlag weh und ich hatte starke Kopfschmerzen, da der Motor in diesem Wagen extrem laut war. Die Männer zogen mich aus dem Kofferraum. Meine Beine schmerzten und ich kippte um. Ich sah mir an, wo wir waren. Um uns herum waren Bäume... Ein Wald. Wenige Meter von uns entfernt sah ich einen Hügel. Ich wurde von den Männern um den Hügel herumgezogen, bis wir vor einer Metalltür standen. Sie schlossen die Tür auf. Hinter ihr ging eine Treppe sehr weit nach unten, ich konnte das Ende nicht sehen.

"Bitte... Ich kann selbst laufen.", bat ich die zwei Männer.

"Eine falsche Bewegung, und du landest mit dem Gesicht auf den Stufen."

So ließen sie mich vor sich her laufen, bis wir nach kurzer Zeit unten angekommen waren. Am Ende der Treppe war noch eine Metalltür, welche einer der Männer ebenfalls öffnete. Dahinter bot sich mir ein erstaunlicher Anblick.

Etwa sechs weitere Männer, die genauso aussahen wie die, die mich entführten, saßen an Computern und tippen unaufhörlich Wörter auf den Tastaturen. Das Zimmer war nur schwach beleuchtet. Als wir den Raum betraten, drehten sich die Männer zu uns um, sahen mich an und verfolgten mich mit ihren Blicken, während ich durch den Raum gedrängt wurde, bis zu einer weiteren Tür. In dem Raum stand ein Tisch, auf ihm ein Buch mit einem Stift, daneben ein Stuhl. Am Boden lag eine Matratze. Ich wollte mich zu den Männern umdrehen, bekam jedoch davor einen festen Schlag auf den Hinterkopf. Ich wurde ohnmächtig.

Der Mothman wird seit 50 Jahren überall gesichtet. Es ist ein Monster mit hypnotisierenden Augen und Engels-ähnlichen Flügeln. Der Legende nach soll er ein Vorbote für Unglück sein.

Als ich aufwachte, befand ich mich in dem sehr schwach beleuchteten Raum, auf der Matratze liegend, meine Hände und Füße waren gefesselt und mein Mund war mit Klebeband verklebt.

Einer der Männer betrat den Raum.

Er riss mir das Klebeband vom Mund und sagte:

"Hör mir zu. Wenn du tust, was wir dir sagen, passiert dir nichts, und du kannst bald wieder gehen. Aber wir brauchen dich. Es könnte sehr wichtig für uns sein, was du weißt."

Ich nickte nur.

"Wir setzen uns jetzt an diesen Tisch, und du erzählst mir alles, was an dem Tag, an dem du diesen Unfall hattest, passiert ist!"

Ich stand auf, ging mit dem Mann zum Tisch und setze mich auf den Stuhl. Der Mann blieb stehen, davor nahm er das Buch, das auf dem Tisch lag an sich.

"Leg los."

"Ich fuhr an dem Tag von einem Kinobesuch heim, ich wohne aber nicht in der Stadt, weshalb ich durch einen Wald fahren musste. Ich fuhr lange, dann sah ich dieses Wesen und fuhr gegen einen Baum. Mehr nicht."

Er schlug mit der Faust auf den Tisch.

"Mehr nicht? Mehr.. Nicht?"

Er starrte mich sauer an, danach verließ er den Raum, vergaß jedoch, die Tür ganz zu schließen, so dass sie einen Spalt offen stand. Er war etwa 2 Minuten draußen, als ich einen der acht Männer sagen hörte:

"Ich gehe. Ich muss noch was erledigen, komme später wieder."

Die anderen verabschiedeten sich von ihm, und ich hörte die Tür zuknallen. Einer war weg.

Ich legte mich auf die Matratze und schlief. Das fiel mir sehr leicht, da das Licht in dem Raum sehr schwach war. Irgendwann wachte ich auf, ich hatte kein Zeitgefühl mehr, aber ich hörte eine Tür zuknallen. Ich dachte, dass der Mann zurückgekommen sei, doch plötzlich hörte ich Schreie. Ich hörte, wie Körper auf den Boden klatschten, ich hörte, wie Schüsse fielen, und Schreie, Schreie ohne Ende. Plötzlich wurden die Schreie leiser, bis ich nur noch eine Stimme hörte:

"Bitte, nein. Lass mich, nein"

Dann hörte ich noch einen letzen Schrei, und einen Körper, der zu Boden fiel. Plötzlich war alles still.

Mehrere Minuten. Stille. Ich wagte nicht einmal, richtig zu atmen, und ich bewegte mich kein Stück. Dann hörte ich Schritte. Sie kamen langsam, sehr langsam auf die Tür zu. Sie waren sehr laut, und wurden immer lauter. Plötzlich ging die Tür auf.

Da war es. Das Wesen. Der Mothman. Der, wegen dem ich "gestört" bin.

Er sah mich an.

Ich wartete darauf, dass er mich jeden Moment tötete.

Sein Schnaufen durchbrach die Stille.

"Soll ich dich töten?"

"W..Was?"

"ja... ja, ich kann reden. Alle wundert das, danach sind sie tot."

"Was bist du?"

"Das Wesen, Die Bestie, Das Ungeheuer... Mothman?"

"Du...."

Ich starrte ihn mit aufgerissenen Augen an.

"Du willst wissen, warum ich alle diese Menschen töte, nicht wahr? Nicht ich bin es, der sie tötet. Sie sterben, und ich hole mir ihre Seele. Nenn mich, Gott, Nenn mich Teufel. Lass es mich dir erklären. Wenn ein Mensch stirbt, dann weiß ich das. Im Normalfall schon Tage vorher. Meistens warte ich, bis sie tot sind, und hole mir die Seelen dann. Oft bin ich auch schon vorher da. Es gibt jedoch auch einige Menschen, die dem Tod entfliehen. Menschen, wie diese, die jetzt tot hinter mir liegen, Menschen wie diese, die ich dann selbst zur Strecke bringen muss, weil sie mit ihrem Tod nicht leben können. Habe ich das nicht schön gesagt? Dann leben diese Menschen noch den ein oder anderen Monat, bis sie am Ende aussehen wie sie, diese Black Men, nenne ich sie, und dennoch sterben sie, einer nach dem anderen. Sie waren dem Tode geweiht.

Aber lass mich dich etwas fragen. Du hast mich bei deinem Autounfall gesehen, nicht? Dennoch stehst du hier, lebendig wie eh und je. Wieso nur? Hatte ich es bei deinem Unfall etwa eilig? Musste ich weg und konnte mir deine Seele nicht holen?"

Plötzlich lief mir ein eiskalter Schauer den Rücken herunter. Wollte dieses Wesen etwa sagen dass… dass ich.. hätte sterben müssen bei diesem Unfall? Dass das nicht zu überleben war?

„Warte! Aber… Ich hätte keinen Unfall gehabt, wärst du nicht auf der Straße gestanden. Ich… ich bin nicht tot!“

„Menschen.“, sagte er und lief langsam auf mich zu.

„Immer das gleiche mit euch. Akzeptiert euren Tod, so wie den anderer Menschen, die ihr liebt. Ein Todgeweihter kann nicht gerettet werden, seht das doch endlich ein.“

Mothman legte mir seine Hand auf die Stirn. Mir wurde langsam schwarz vor Augen. Er ging mit seinen Lippen an mein Ohr und flüsterte mir etwas ein.

„Auch wenn du dich nichtmehr daran erinnern wirst, kann es dir nicht vorenthalten.“

Er sah mich noch einmal ernst an, dann flüsterte er, leise, kaum hörbar.

„Reinkarnation“

Er ließ mich auf den Boden fallen. Alles wurde schwarz. Das Letzte, was ich sah, war Mothman, wie er einmal mit seinen Flügeln schlug und verschwand. Aufeinmal war alles komplett dunkel.

„Und irgendwo, schlüpft in genau diesem Moment, ein kleiner Vogel aus dem Ei.“

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