Deutsches Creepypasta Wiki
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Nun stand ich vor dieser Zeichnung. Sonnenlicht drang aus dem Fenster und beleuchtete die Zeichnung, als wäre sie selbst die Sonne. Die sanften Bleistiftstriche sind gekonnt auf das Blatt gezeichnet worden, die wiederum eine Menschengruppe von 5 Personen darstellten. Mit den hellen, freundliche Farben, die man für das Bild verwendet hatte, wurde das Bild zu einem einzigen Meisterwerk an Glück und Fröhlichkeit. Das einzig Farblose an der Zeichnung, waren die schwarzen Outlines, welche die Bleistiftkonturen etwas stärker und dunkler aussehen ließ.

Ich strich mit meiner Handfläche über die Zeichnung. Sah man, dass der Zeichner sich große Mühe dafür gegeben hatte? Er war sicherlich nicht gut in Menschenzeichnungen, aber dies war ihm egal. Ihm waren die 5 Personen auf dem Bild wichtig, denn sie waren wie eine Familie für den Zeichner geworden. Kein freien Tag verbrachte der Zeichner ohne seine "Familie". Da der Zeichner den Leuten innerhalb der "Familie" sehr sehr dankbar war für die Zuneigung und der Treue, die sie ihm immer wieder gaben, zeichnete der Zeichner eine Menge Bilder für sie. Er wusste, dass die Zeichnungen ihnen immer wieder aufs Neuste gefallen würden.

Langsam verzog sich mein Mund zu einem breiten Grinsen und ich konnte nicht anders als böse zu lachen. Dies konnte ich mitlerweile auf Knopfdruck, ich brauche diese Lache ziemlich oft. Wieso? Das ist eine andere Geschichte, es geht ja schließlich um den liebevollen Zeichner mit seiner "Familie".

Vieles lief aber bei dem Zeichner nicht wie es eigentlich laufen sollte. Eine dunkle, nicht aufhaltbare Wolke an Misstrauen, dicht gefolgt von Hass, schwebte über dem Kopf des Zeichners und spielte mit dem Gedanken dieses. Es war eine Tortur für den Zeichner, der eigentlich sowas wie Misstrauen und Hass nicht in so einer großen Dosierung kannte. Er wusste nicht mehr was er tun oder gar denken sollte. Vor allem die Sache mit seiner "Familie" nahm ein übles Spiel an, wobei keines der Mitglieder von dem Spiel wusste. Niemals würde es ihnen in den Sinn kommen, dass sowas den Zeichner überfallen würde, aber es geschah und sie würden bald davon erfahren.

Vorsichtig nahm ich das Blatt mit der Zeichnung in die Hände, obwohl es keinen Sinn mehr gab, dies vorsichtig zu begehen, weil es am Ende doch nicht von Nutzen wäre. Meine Finger berührten langsam den Papierrand, neben dem die Stellung des Zeichners aufgezeichnet wurde. Ich sah mir die Zeichnung der Person nochmal genau an. Der Zeichner hatte sich perfekt hinbekommen: Dieses leicht vorsichtige Lächeln, die schüchternen dunklen Augen und die schreckhafte geduckte Haltung waren haargenau auf das Papier übernommen worden. Man sah dem gezeichneten Zeichner jedoch eine Menge Spaß an, auch wenn seine Ausstrahlung diesem widersprach.

Meine Finger umklammerten den Papierrand und rissen diesen runter. Ein kurzer Riss befand sich jetzt überhalb dem Kopf des Zeichners. Ich grinste und fuhr fort. Ohne jeglichem Zögern riss ich das Gesicht des Zeichners sauber von dem Blatt ab. Nun war da ein großes klaffendes Loch an der Stelle, als würde es den Zeichner auf dem Blatt niemals geben. So sauber hatte ich es durchtrennt. Ein großer Schnipsel vollgezeichnetem Papieres fiel lautlos zu Boden. Ich trat es mit meinem Fuß zu einem kleinen, hässlichen Klumpen Papier. Es war nun so klein und schmutzig wie der Charakter des Zeichners selbst.

Jetzt widmete ich mich wieder der schon zerstörten Zeichnung. Der Zeichner hatte es nicht anders verdient als, dass man sein Meisterwerk zerstörte. Was würde wohl seine "Familie" davon halten? Sicherlich würden sie aufgebracht und traurig über diese Tat sein. Aber sicherlich würden sie dies eher tun wenn ich damit weitermache also mache ich es auch.

Ich riss kleinste Stücke aus der Zeichnung heraus, die auch auf den Boden fielen. Bald hatte ich keine vollständige Zeichnung mehr sondern tausend kleine Schnipsel. Ich hob einen auf und betrachtete ihn, ehe ich alle Schnipsel zu einem Schnipselberg zusammenfegte und diesen in eine Glasschüssel verlegte. Dann wurde es Zeit für das Feuerzeug. Mit einem Klickgeräusch loderte eine einzelne Flamme orangen Lichtes auf, das ich dann in die Glasschüssel mit den Schnipsel rein hielt. Sofort verbreitete sich die Flammen auf dem Papier und verbrannten sie zu einem elenden schwarzen Häufchen Asche. Elend wie sie selber und elend wie meine sadistischen Gedanken.

Und zum letzten Mal sah ich meine angebrannte Zeichnung, bevor ich sie entgültig in den Mülleimer verbannte.

-KnifeNight

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