Deutsches Creepypasta Wiki
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Meine Lunge brannte von der kalten Luft, welche mit jedem Atemzug verzweifelt von mir aufgesogen wurde. Hektischer Atem. Kalter Regen peitschte mir ins Gesicht, was meine Situation nicht minder schlimm machte. Der große Muskel, welcher für mein Blut zuständig war und eben jenes durch meine Adern pumpte, raste mit einer ungesunden Geschwindigkeit. Fast fühlte es sich so an, als ob mein Herz explodieren würde. Ein leichtes Lächeln zog sich entlang meiner Mundwinkel. Es wurde schon unzählige Male gebrochen... Eine Explosion würde mich nicht mehr wundern. Kaum hatten meine Gedanken jenen Satz ausgesprochen bildete sich unwillkürlich eine frische, schlimme Erinnerung in meinem Kopf, die ich endgültig verdrängen wollte.

Der Schmerz, der durch meine Wange verlief, war so intensiv gewesen, dass ich aufschreien musste. In meinem Mund schmeckte ich Blut. Als ich es auf den weißen Teppich spuckte, kassierte ich einen festeren Faustschlag in die Magengrube. „Du kannst noch nicht mal aufpassen, wohin du dein Blut spuckst! Was für eine jämmerliche Hausfrau bist du eigentlich?!“, schrie mich mein Mann an. Nur langsam richtete ich meinen Kopf nun zu ihm, während mein Körper mit der Galle kämpfte, die sich allmählich in meinem Mund sammelte. Der ätzende Geschmack dominierte über dem metallisch-süßen des Blutes. Ich brauchte einige Momente, ehe ich mich dazu bringen konnte die Säure herunter zu schlucken. Dann sprach ich: „Ich bin nicht irgendeine Hausfrau, sondern deine Frau! Und wenn du mich nicht zu schätzen weißt, dann such dir eine andere, die Sklavin spielt!“ Erstaunt über diese Worte, hob der Tyrann von einem Mann seine Augenbraue. Auch ich war für einen Moment überrascht über diesen einfachen, doch wirkungsvollen Satz.

Schlussendlich machte ich meine Drohung wahr und verließ noch am selben Abend, als er wieder Trinken war, das Haus. In dem Moment, als ich unser Haus hinter mir gelassen hatte, kam mir ein betrunkener Mann entgegen. Mein Mann. Beim Packen der nötigsten Sachen hatte ich die Zeit aus den Augen verloren, verdammt. Trotzdessen, das er stark angetrunken wirkte und torkelte, verstand er sofort, was Sache war und packte mich schmerzhaft am Arm. „Du bleibst hier!“, knurrte er. Der Gestank, der von ihm ausging, war grauenvoll. Bestialisch. Es war nicht nur der typische Geruch des Alkohols. Da war noch etwas anderes… Ohne darauf zu warten, dass er mich wieder mit sich zerren würde, riss ich mich los und rannte. Ich wollte doch nichts weiter, als mir ein neues Leben aufzubauen. Irgendwo weit weg von ihm!

Doch entgegen aller Erwartungen war ich nun hier, im verlassenen Fabriksgebiet der Stadt. Auf der Flucht vor einem gewalttätigen, betrunkenen Tyrann, der mir schwor, mir mein Leben auf ewig zur Hölle zu machen, wie er mir hinterher geschrien hatte. Meine Schuhe landeten abermals in einer eiskalten, verölten Pfütze, die der permanente Regen überall hatte entstehen lassen um mir damit meine Flucht zusätzlich zu erschweren. Ich rutschte beinahe aus, stieß gegen etwas. Meine Hände ertasteten eine raue, klebrige Wand in der erdrückenden Dunkelheit.

Kurz blieb ich stehen und versuchte meinen Körper und meinen Geist zu beruhigen. Beide waren bis zum Zerreißen angespannt. Unsicher schaute ich hinter mich, ob er mich verflogen würde. Doch er hatte es sicherlich nicht einmal versucht, aufgrund seiner körperlichen Kondition. „Der Alkohol war wohl auf meiner Seite…“, murmelte ich zu mir selbst, um es mir selbst auch hundertprozentig zu versichern.

XXX

Die Frau zitterte vor Kälte, lehnte an einer schmutzigen Wand und keuchte aufgrund der Anstrengung. Ihr Atem roch schlecht, eine Mischung aus altem Blut und purer Säure. Es widerte mich an. Ihre Kleidung war durchnässt und klebte wie eine zweite Haut an ihrem zierlichen Körper. Sie wirkte krank, so blass wie sie war. Die langen, schwarzen Haare warfen einen Schatten auf ihr schönes Gesicht. Es wirkte unförmig, ein Auge war geschwollen, zusammen mit der Wange. Die zarte Haut gerötet. Die vollen Lippen bebten, ein Schluchzen drang an mein Ohr. Mir entfuhr ein leises Zischen, als ich den sanften Klang ihrer Stimme vernahm. Ihre grünen Augen suchten etwas in der Dunkelheit. Ob sie mich suchte? Sie würde mich niemals finden, etwas anderes musste sie beunruhigen. Eifersucht stach in mein Herz und spornte mich an. Sie sollte sich nur vor mir fürchten.

Ich entließ ein unmenschliches Knurren aus meiner trockenen Kehle um sie aufzuschrecken und zu meiner Freude funktionierte es. Ein greller Schrei kam von ihr und sie beschleunigte ihre Schritte, rutschte einige Male aus und stolperte in eine der verlassenen Lagerhallen. Scheppernd landete altes Material auf dem Betonboden, als sie dagegen stieß. Mein Herz pumpte schneller, ich sog den Geruch ihrer Angst in mich auf. Ihr süßliches Parfum verfälschte den kalten Schweißgeruch und ich knurrte erneut. Es ärgerte mich, dass das nicht der wahre Geruch war. Ich musste es riechen, schmecken. Sie musste mehr Angst haben. Unvorsichtig huschte ich durch den umgefallenen Metallhaufen, ließ es erneut klappern und jagte der Schönheit durch die Gänge hinterher.

In der Ferne hörte ich, wie sie an einer Tür rüttelte und verzweifelt stöhnte, als der Griff mit einem Knacken abbrach. Sie war in der Falle. Und das direkt in meinem Nest. Wundervoll. Tief atmete ich ein, genoss den Duft und spürte, wie die Erregung durch meine Adern floss. Meine Muskeln entspannten sich und der Rausch überkam mich. Ich konnte den Schweiß beinahe schmecken. Das Wasser lief in meinem Mund zusammen und schmatzend schlich ich den Flur entlang. Ich ließ die Gelenke in meiner Hand knacken, schürte Panik in ihrer Brust. Ich lauschte und hörte ihren heftigen Atem.

Sie stand dort, inmitten der staubigen Möbel und des müden Lichtes und starrte in die klaffende Dunkelheit, in der ich lauerte. Ihre Pupillen weiteten sich, zuckten umher und suchten mich. Sie war erstarrt, ihr Körper wollte sich einfach nicht bewegen. Blut pumpte panisch durch ihre Adern und Venen, ihr Herzschlag wurde immer schneller und der kräftige Muskel donnerte gegen ihre Brust. Es war ohrenbetäubend. Der Geruch von Adrenalin machte sich in meinem Nest breit. Es strömte durch jeder ihrer Fasern und bereitete sie darauf vor, zu fliehen. Und auch durch meine Fasern jagte das Adrenalin und forderte alles von mir. Wie ein verschrecktes Reh zitterte sie in dem verstaubten Zwielicht und suchte mit heftigen Kopfbewegungen nach ihrem Jäger.

Mit einem unmenschlichen Schrei stürzte ich mich auf die verängstigte Frau und drückte sie sicherlich schmerzhaft in den Dreck. Vor lauter Angst war sie nicht fähig, ein Geräusch von sich zu geben. Ein teuflisches Lachen drückte sich aus meiner Kehle, die inzwischen aufgrund der Trockenheit schmerzte. Gierig roch ich an ihrem Nacken, sog den Duft der puren Angst in mich auf. Das Verlangen überkam mich und ich presste meinen Mund auf ihren zarten Hals. Blut quoll hervor, wärmte meinen Mund und tropfte auf den Betonboden. Die Panik war bis in ihr Fleisch gedrungen, hatte ihm etwas Säuerliches verliehen und erfreute meinen Gaumen. Genau mein Geschmack.

Mein Kiefer knackte und weckte mich aus meiner Starre. Ich ließ von ihr ab und entfernte mich, beobachte das fließende Blut und saugte den metallisch-süßen Duft in mich auf. Sie wimmerte, doch das Geräusch verwandelte sich schnell in ein Gurgeln. Ich hatte ihre Kehle durchgebissen. Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht, verzog meine Muskeln und bildete eine Grimasse. Mein Anblick verschreckte sie nur noch mehr. Sicherlich sah sie den Wahnsinn in meinen Augen und den unendlichen Hunger. Ihre Finger zuckten, ihre Lippen bebten und Tränen flossen an ihren Wangen hinunter.  Der Anblick erfreute mich auf einer Ebene, wie ich sie bisher noch nicht kannte. Ich fing an das Spiel zu lieben.  Ein undeutliches Nuscheln kam von meiner Beute und ließ mich zusammenzucken. „Was?“, knurrte ich wütend und kam näher. „Gnade“, wimmerte sie und keuchte mir ihren ekelhaften Mundgeruch entgegen. Angewidert verzog ich mein Gesicht und drückte mit roher Gewalt in die tiefe Wunde. Sie wollte schreien, spuckte jedoch nur Blut und gurgelte erneut. Sie drohte an ihrem eigenen Blut zu ersticken. Wie schrecklich unattraktiv und langweilig. „Ich kenne keine Gnade.“, flüsterte ich ihr zu und zog an ihrem Fleisch. Mit einem nassen Reißen öffnete sich ihre Kehle endgültig und damit war das Spiel beendet. Vorerst. 


BlackRose16 & NamelessGhula

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