Deutsches Creepypasta Wiki
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Nun stehe ich also hier, mitten in einem ungeschmückten Wartezimmer, das mit den verschiedensten Leuten aus allen möglichen Himmelsrichtungen gespickt ist, und warte darauf, dass sich endlich diese verdammte Tür dort links von mir öffnet und mein Name ausgerufen wird.

Ja, ich bin aufgeregt. Sehr sogar; aber wer würde es an meiner Stelle nicht sein? Schließlich steht mein Bewerbungsgespräch für meinen Traumberuf seit meiner frühsten Kindheit knapp bevor, und nur ein kleiner Patzer könnte meinen Wunsch in eine weit entfernte Erinnerung verwandeln. Es war schon immer mein größter Traum gewesen, Schaffner zu werden. Schon seit ich diese Eisenbahnschienen mit sechs Jahren bekam und nur mit ihnen spielte.

Der kühle Windhauch, welcher durch die offenen Fenster zu mir herüber wehte, brachte mich unwillkürlich zum Schaudern, und einige befremdete Blicke trafen mein Antlitz. Unwohl. Mir war sehr unwohl.

Zugegebenerweise baute ich Schienen, Städte und sogar ganze Länder - was mein soziales Leben stark beeinträchtigte - nur für einen Zweck. Nein, nicht, weil ich Freude daran hatte, zu sehen, wie die Fortbewegungsmittel sanft über die ihnen vorgegebene Straße glitten, und nicht, weil ich gerne in einer Führungsposition stand. Es machte einfach nur Spaß, die Züge entgleisen zu sehen, und ein gigantisches Feuer in meiner Fantasie an den Waggons lecken zu lassen. Es war lustig, sich die schmerzverzerrten Schreie der unschuldigen Leute vorzustellen, die doch nur von einer Stadt zu anderen wollten. Es war beruhigend, sich auszumalen, wie das Blut und die Tränen der Menschen den Boden tränkten, und eine eigene, allgegenwärtige Hölle kreirten.

Damals war es nur ein Spiel, doch ich wollte es in eine wundervolle Realität verwandeln. Nicht mehr lange, dann würde ich meine Fantasie nach Herzenslust ausbaden können...

Nicht mehr lange...


"Der Nächste, bitte."



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